Simon Kernick - Vergebt mir/Fürchtet mich
Heyne Tb. 2011
Daß ein Polizist zum Profikiller wird, das gab es schon im wirklichen Leben. Und im Kriminalroman erst recht. Daß man die Motivation eines derart zwiespältigen Protagonisten aber so gar nicht nachvollziehen kann, das ist neu. Dennis Milne, Serienheld des Engländers Simon Kernick, leidet weder genug private Qualen, um den Schritt vom Gesetzesvertreter zum gedungenen Mörder zu rechtfertigen, noch ist seine Umwelt ausreichend übel. Ja, klar, die Gesetzeshüter sind fast durchwegs korrupt, die Richter strafen lieber Opfer als Täter, und auch sonst ist London in Kernicks Büchern eher düster und schmierig. So weit, so noir - und so sattsam bekannt. Trotzdem bleibt unklar, warum sich Milne in "Vergebt mir", dem schleppend erzählten ersten Teil der Serie, auf bezahlte Morde für einen unseriösen Auftraggeber einläßt - nur weil die Opfer angeblich böse Kriminelle sind. Irgendwann killt er dann halt dummerweise ein paar Undercover-Beamte und muß in den Untergrund abtauchen. Dort wird´s kurz spannend, weil der Antiheld sich des Falls einer ermordeten Jungprostituierten annimmt - aber auch der mündet wieder nur ins abgelutschte Szenario von den gutsituierten Kinderschändern.
In der Fortsetzung "Fürchtet mich" gibt der diesmal sympathischer gezeichnete Protagonist sein neues Leben auf den Philippinen auf, um in der britischen Hauptstadt Rache an den Mördern eines Exkollegen zu nehmen. Dabei sticht er (mit aller nötigen Brutalität) in ein Wespennest, in dem jedoch wieder nur die üblichen Pädophilen lauern. Schön langsam sollten sich die Krimiautoren vielleicht was Neues einfallen lassen ... denn selbst gut erzählte Hardboiled-Thriller gehen unter der Last solcher Klischees ziemlich in die Knie.
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