Klaus Ferentschik - Ebenbild
PalmArtPress, 180 Seiten, Berlin 2023
In seinem neuen Roman erzählt Klaus Ferentschik von Spionen, verschwundenen USB-Sticks, Hagelkörnersammlern und Eisleichen. Das Ergebnis ist ein philosophisch-psychologischer Agententhriller, der mehr als doppelbödig daherkommt. 26.09.2023
Handelte es sich bei seinen vorangegangenen beiden Büchern um literarische Miniaturen (Kalininberg & Königsgrad sowie Bisquitkrümel; beide im Berliner Verlag PalmArtPress erschienen), so liefert Klaus Ferentschik nun mit dem Roman Ebenbild einen "Agententhriller mit tiefenpsychologischer Bedeutung". Um es gleich vorwegzunehmen: Es ist ein Genuß, diesen Roman zu lesen, und zwar in allen Belangen. Das Buch ist spannend, steckt voller unvorhergesehener Wendungen, liest sich stilistisch brillant, enthält viele Sprachspielereien und versteckte Reime, jede Menge Humor und Tiefe - sodaß es ziemliche Schwierigkeiten bereitet, zwischendurch mit der Lektüre aufzuhören und das Werk angeblich dringenderer Dinge wegen wegzulegen. Dazu kommen, typisch für den Pataphysiker Ferentschik, Anspielungen, Aphorismen, Sprüche, Dialoge und verborgene Verweise. Als eine Art Motto könnte der Satz auf dem Rückencover dienen: "Immer alle vorstellbaren und unvorstellbaren Möglichkeiten und Unmöglichkeiten in alles Denken, Tun und Lassen einbeziehen."
Eine "Liste aller im Roman vorkommenden Menschen & Tiere" mit kurzen Beschreibungen noch vor dem eigentlichen Beginn bereitet auf den phantasiereichen Inhalt vor und gibt von Anfang an darüber Aufschluß, was den geneigten Leser erwarten könnte. Darunter finden sich natürlich auch die Protagonisten:
Motorradbote - ständig auftragsmäßig unterwegs mit seiner besonders für den Stadtstraßenverkehr bestens geeigneten Geländemaschine
Meteorologe - auch Hagelkörnersammler und Schloßenforscher, weiß viel von allseitigen Irrtümern und vom fröhlichen Scheitern
Kioskfrau - zusätzlich studierte Seelenkundlerin mit geübtem Gespür für fast alle Unbilden menschlicher Innenwelten
Das Ebenbild - hat im äußerlichen Aussehen frappante Ähnlichkeiten mit dem Motorradboten, ist aber im Innersten völlig verschieden
Meteorologenfreundin - reist eigens aus dem tiefsten Gletschergebiet an, wirkt beim entscheidenden Schliff emsig mit und berichtet von einer Eisleiche
Wo es Protagonisten gibt, gibt es auch Antagonisten. In diesem Fall sind es gleich mehrere Personen - und das Wetter!
Zur (vordergründigen) Handlung: Ein Kurier, berufsmäßig mit seinem Motorrad unterwegs, um Aufträge auszuführen, soll für einen Meteorologen eine Tasche abholen, wobei es zu einer Verwechslung kommt. Der Auftraggeber erhält statt der erhofften Lieferung eine gleich aussehende Tasche mit einem USB-Stick, verweigert dessen Annahme und fordert den Boten auf, beides mitzunehmen. Agenten sind hinter dem Stick her, benötigen ihn anscheinend unbedingt, schrecken vor nichts zurück und gelangen dank der Taschenverwechslung an die Adresse des Meteorologen, gleichzeitig Sammler überdimensionaler Hagelkörner. Beide, Meteorologe und Bote, werden zu gesuchten Objekten der Ganoven. Der Kurier überlebt knapp einen Überfall und trifft eines Tages an einem Kiosk auf einen Mann, der ihm äußerlich aufs i-Tüpfelchen gleicht. Er bietet seinem einkommensschwachen Ebenbild an, als Bote gegen Bezahlung bei ihm zu arbeiten, mit gleichem Motorrad und gleicher Montur. Diesen Plan hält seine Freundin, die Besitzerin des Kiosks, für großartig, wobei sie übersieht, daß Agenten auch zwei Männer gleichzeitig beschatten können, um an ihr Ziel zu gelangen. Es kommt zu Verfolgungen und Verwechslungen; die Beteiligten wissen nicht immer, wer wer ist - bis die Bedrohungen derart überhandnehmen, daß eine endgültige Wendung eintreten muß, um das Schlimmste zu verhindern.
Ebenbild ist ein abwechlungsreicher, höchst kurzweiliger Agententhriller, angereichert mit Gesprächen am Tisch vor dem Kiosk, wo beim Feierabendbier der Kurier und sein Ebenbild philosophischerweise ihre eigenen, teils widersinnigen Ansichten vertreten und darüber die drohende Gefahr zu ignorieren scheinen.
In seinem neuen Roman erzählt Klaus Ferentschik von Spionen, verschwundenen USB-Sticks, Hagelkörnersammlern und Eisleichen. Das Ergebnis ist ein philosophisch-psychologischer Agententhriller, der mehr als doppelbödig daherkommt.
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