John Shirley - Predator: Forever Midnight
ØØØØ
dh Press (USA 2006)
Batman haßt sie. Tarzan haßt sie. Arnold Schwarzenegger haßt sie. Die Aliens hassen sie.
Wir lieben sie: die Predatoren.
25.08.2008
"What the hell is that?" Georgie breathed. "That, my dear, is an alien", Summers said. "What kind I don´t know."
Nun ja. Nach dem letzten, völlig stumpfsinnigen Auftritt der Predatoren in "Aliens vs. Predator II" ist man geneigt, die intergalaktischen Trophäensammler ad acta zu legen. Seit ihren spektakulär-nachhaltigen Erstkontakten mit Arnold Schwarzenegger und Danny Glover in den 80ern/90ern des 20. Jahrhunderts mußte man sie leider (neben einigen gelungenen Paarungen) auch immer wieder in schlechter Gesellschaft antreffen. Funktionierten ihre Comic-Auftritte gemeinsam mit den Gigerschen Aliens, Batman, Superman und Tarzan zumeist ausgezeichnet, so verlief ihr erster Film-Fight mit den Aliens schon ein wenig schaumgebremst (Anmerkung der Redaktion: So kann man das nicht sagen ...). Einen absoluten Tiefpunkt in ihrer Karriere stellte dann der zweite Kinokampf mit Chestburster, Facehugger sowie einem Haufen hirnamputierter Teenies dar, sodaß man die Predatoren samt ihren filzigen Dreadlocks am liebsten den Orkus der Filmgeschichte runtergespült hätte. (Anmerkung der Redaktion: Da hat er leider recht.)
Sollte man aber nicht. Weil, wie so oft, wenn uns die audiovisuellen Medien (bzw. deren weichgekokste und quotengeschüttelte Betreiber) im Stich lassen, taucht Das Gute Buch als Retter der Menschheit (oder wenigstens liebenswerter Popkultur) auf. So auch im Falle der Predatoren.
Nicht, daß diese Trademark-Literatur neu wäre: "Resident Evil", "Aliens", "Hellboy" - all das gibt es natürlich gleichsam als Erweiterungen zu den Originalen aus Film und Computerspielen ebenfalls nachzulesen (die Palette des Dargebotenen reicht da üblicherweise von geglückt bis fürchterlich). Da ist es nicht weiter verwunderlich, daß auch die Predatoren derlei literarische Weihen erhielten - und das, wie in John Shirleys "Forever Midnight" als feine Hommage an den ersten Predator-Film, versetzt mit einer spannenden und ziemlich witzig geschilderten Handlung.
Die Elemente an sich sind nicht neu: eine von der Außenwelt abgeschnittene Menschenkolonie des Jahres 2117 auf einem von durchgehendem Tageslicht beherrschten Planeten, der aber über einen dermaßen dichten Dschungel verfügt, daß kaum ein Sonnenstrahl dessen Boden berührt; eine Gruppe knackiger Space Marines, die zu deren Rettung hingeschickt wird; jede Menge Monster und fleischfressende Pflanzen - sowie natürlich ein paar Predatoren auf der Suche nach einer gepflegten Menschenjagd. Doch erfährt der geneigte Leser (neben dem Hergang einer recht spannenden Story) ein paar hübsche Details aus der Geschichte der Predatoren sowie auch einige wichtige Informationen zum Sexualleben derselben. Und mit John Shirley verfügt "Forever Midnight" über einen routinierten Cyberpunk-Autor der ersten Stunde, der weiß, wie man die Spannungsschraube anzieht, und sich außerdem als Kenner der Genreliteratur erweist, ohne die ganze Chose zur langweiligen Zitatenküche verkommen zu lassen. Kurzum, geboten wird ein ungetrübtes Vergnügen für Fans der ersten beiden Filme und eine gute Möglichkeit, den letzten, mißratenen zu vergessen.
"Predator: Forever Midnight" ist ein Buch wie ein Abend mit guten Freunden, die man schon länger nicht mehr gesehen und über die man zwischenzeitlich Übles vernommen hat. Und dann stellt sich erfreulicherweise heraus: sie sind immer noch die Alten.
In diesem Sinne: "The hunt ... is on again."
John Shirley - Predator: Forever Midnight
ØØØØ
dh Press (USA 2006)
Beim Festival des Phantastischen Films 2016 im katalanischen Sitges sorgte er für Standing Ovations: "Blood on Méliès Moon" von Luigi Cozzi gehört zum Eigenwilligsten und möglicherweise Schönsten, was einem Filmnerd, der im klassischen Genrekino zu Hause ist, derzeit passieren kann. Österreichs Kino- und Festivalbetreiber haben dieses Kleinod (bis auf eine einzige Ausnahme) völlig verschlafen. Gott sei Dank gibt´s seit kurzem die DVD.
Zwischen Steampunk und Spukhaus, Sherlock Holmes und Jack the Ripper, Cthulhu und Captain Blood: Der britische Exzentriker Paul Roland gastiert mit seinen geisterhaften Klängen endlich wieder in Wien. Das sollte man sich wirklich nicht entgehen lassen.
"Es märzelt!" meinte Karl Farkas einst, wenn der Frühling nach Österreich kam. Wir bleiben ebenfalls im Lande, nähren uns redlich und führen uns drei frische Bücher aus heimischer Wortschmiede zu Gemüte. In denen wird A. gern gestorben und B. noch lieber in den Keller/Untergrund gegangen ...
There´s more to a picture than meets the eye. Das sang schon Neil Young damals, als die 1980er vor der Tür standen. Er wußte nur nicht, wie recht er damit hatte. Klar: Er lebt(e) ja nicht in Wien. Denn gegen die Wiener Achtziger verblaßt selbst die Twilight Zone. Sie glauben uns nicht? Lassen Sie sich eines Besseren belehren ...
Daß Seniorenheime einen Vorhof zur Hölle darstellen, fürchtet jeder, der einmal ein gewisses Alter erreicht. Daß es dort allerdings so zugeht wie in Lisa Lerchers neuem Krimi, wollen wir doch nicht hoffen. Schließlich ist auch der Rezensent nicht mehr der Jüngste ...
Mit ihrer Mumien-Kurzgeschichte "Heimkehr" ist sie die Gewinnerin des EVOLVER-Literaturwettbewerbs 2012 "Harte Bandagen". Doch Lisa Lercher zieht schon seit mehr als zehn Jahren ihre dunklen Spuren durch die deutschsprachige Literaturlandschaft, als Krimiautorin und - exklusiv im EVOLVER - jetzt auch als frischgebackene Horrorschriftstellerin.
Kommentare_