Print_Jörg Drews & Co. - Das zynische Wörterbuch

Futter für Lesefaule

Wenn ein Zyniker wirklich in Bücher schauen müßte, um sich die Formulierung anderer anzueignen, dann wäre er kein Zyniker. Aber das ist eine andere Geschichte.    15.09.2003

Wenn Jörg Drews seinen Zettelkatalog öffnet, wird der Leserschaft ein "Alphabet harter Wahrheiten" zugemutet. Aber freilich will das Buch viel mehr als eine bloße Zumutung sein, denn: Gute Zynismen, so Drews im Nachwort, haben auch etwas mit Erkenntnis zu tun. Und an guten Zynismen herrscht in diesem Wörterbuch wahrlich kein Mangel.

Für Drews war es letztendlich die Erkenntnis, daß die Welt grauenvoll, die Schöpfung mißlungen ist und - ach! - die blöde Menschenmehrzahl das partout nicht einsehen will. Dies bewog ihn dazu, zum Zyniker zu werden respektive Zynismen zu sammeln. Als Zuträger dienen in erster Linie die "unserer Verehrung würdigen großen und freien Geister" (Drews, zynisch?) Benn, Nietzsche und Serner. Nicht zu knapp zitiert werden auch Bierce, Kraus, Arno Schmidt und Schopenhauer - die üblichen Verdächtigen halt. Herausgekommen ist ein sogenanntes Anlaßbuch: Gehst du zu einer Hochzeit, vergiß nicht unter "Ehe", "Heiraten", "Hochzeit" nachzuschlagen. Willst du einem Marxisten eins auswischen, zitiere - ja, wen? Goethe! Was auch immer Drews sich dabei gedacht haben mag, zynisch ist das nicht. Oder daß in einem Wörterbuch Wörter nicht stimmen (unter "Homosexualität" wird auf "Päderastie" weiterverwiesen) - ist das zynisch? Oder schlicht schlampig?

Zitierfreudige Lesefaule werden dennoch ihre Freude an diesem Buch haben. Aber Vorsicht: schwerverdauliches Futter! Nur in kleinen Dosen genießen!

Dieter Marso

Jörg Drews & Co. - Das zynische Wörterbuch

ØØØ

Ein Alphabet harter Wahrheiten


Reclam Verlag Leipzig (Leipzig 2003)

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