Craig Robertson - Snapshot
Heyne Tb. 2012
In der einschlägigen Literatur darf ja bei Mordfällen wirklich schon jeder mitermitteln: Privat- und Amateurdetektive, Anwälte, Knochenexperten, die Sekretärin des Kommissars, Krimiautoren und sogar die Oma des Täters. Craig Robertson, hauptberuflich Journalist, präsentiert in "Snapshot" eine neue Protagonistenvariante: den Tatortphotographen. Sein Krimiheld Michael Winter ist auf ungesunde Weise vom Tod fasziniert und hat sogar in seiner Freizeit nichts Besseres zu tun, als Leichen zu knipsen, ihre erstaunten Gesichter im Augenblick des Todes abzulichten und die Reaktion der Umstehenden mit der Kamera einzufangen.
Dahinter steckt natürlich ein Trauma, wie das in Krimis seit einiger Zeit fast Pflicht ist - aber sobald der Autor diesen Schmafu hinter sich gebracht hat, wird die Story um den Vigilanten, der die Drogendealer von Glasgow auslöscht und sich damit den Beifall der Medien sichert, ganz spannend. So wie das Porträt der schottischen Stadt, die scheinbar nur aus Schlägern, Alkoholikern, Kriminellen und verhärmten Kreaturen zu bestehen scheint. Und aus einem vergessenen Untergrund, in dem sich einige der nervenzerreißendsten Szenen von Robertsons Roman abspielen. Kann so weitergehen - aber bitte nächstes Mal ohne die Billig-Psychoanalyse.
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