Jane Adams - Die Stimme der Toten
ØØ
(Mourning the Little Dead)
Goldmann (München 2004)
Früher galt Agatha Christie als Inbegriff des englischen Kriminalromans, im Moment gibt Ian Rankin auf der Insel den Ton an. Adams versucht sich an einer Mischung aus beiden. 20.04.2005
Durch einen Autounfall verliert die Polizistin Naomi Blake ihr Augenlicht und arbeitet seitdem als Rechtsberaterin in einem kleinen Kaff in Norfolk. Ihr Leben verläuft beschaulich, um nicht zu sagen langweilig. Auch ihre Beziehung mit Detective Inspector Alec Friedman, der bei der hiesigen Mordkommission arbeitet, ist alles andere als leidenschaftlich. Da ist die Aufregung groß, als eines Tages ein Bekennerbrief bei der Polizei einlangt, dessen Verfasser den über 20 Jahre zurückliegenden Mord an einem kleinen Mädchen gesteht. Dieses Mädchen ist Helen Jones, Naomi Blakes frühere beste Freundin. Die Leiche wird auch tatsächlich an der im Brief angegebenen Stelle gefunden und der Fall scheint geklärt. Wäre da nicht die seltsame Zurückhaltung der Polizei, den Namen des Mörders bekanntzugeben.
Naomi ahnt, daß an der Sache etwas faul ist und beginnt mit Hilfe von Helens Bruder Harry und dessen Sohn Patrick eigene Nachforschungen - was Alec nicht gerade freut, hat dieser doch ganz andere Sorgen. Am Strand wurde die Leiche der sechsjährigen Sarah Clarke gefunden, und obwohl es bald einen ersten Verdächtigen gibt, verlaufen die Spuren im wahrsten Sinnen des Wortes im Sande. Mit der Zeit scheint es klar, daß beide Fälle irgendwie zusammenhängen. Dann platzt die Bombe: Helen Jones´ Mörder ist scheinbar der mittlerweile verstorbene Polizist Joe Jackson, ihr ehemaliger Mentor und väterlicher Freund. Naomi schenkt dem Geständnis keinen Glauben, intensiviert ihre Nachforschungen und gerät, genau, in tödliche Gefahr.
"Die Stimme der Toten" ist eine Mischung aus Polizeiroman und Agatha Christie, doch so recht wollen die beiden Teile nicht zusammenpassen. Nach einem eher flotten Anfang weiß die Autorin scheinbar nicht mehr, wie sie die Geschichte in Schwung halten soll. Sie reiht ihre Szenen mit einer gewissen Beliebigkeit aneinander und schafft es kaum, Dynamik oder gar Spannung aufkommen zu lassen. Die Figuren sind eher allgemein und oberflächlich gezeichnet und Naomis Blindheit spielt im ganzen Buch keine große Rolle. Was die Frage aufwirft, weshalb die Autorin ihre Heldin mit einem derartig gravierenden Defizit ausstattet, wenn sie nicht bereit ist, dieses dann auch zu thematisieren. Daß Naomi, Alec und die anderen gerne über Freunde und Verwandte reden, die im Buch nur Nebenrollen spielen oder gar nicht direkt vorkommen, verstärkt zwar den Eindruck der vernetzten Dorfgemeinschaft, leider aber auch den der Konfusion. Statt nach vorne zu stürmen, fließt das Buch zu sehr in die Breite. Die vereinzelt eingestreuten parapsychologischen Elemente wirken bemüht (die blinde Polizistin hat hellseherische Träume) und das Finale verläuft hektisch, ohne daß es dem Buch zu einem befriedigenden Abschluß verhilft. Eine reichlich krude Angelegenheit.
Jane Adams - Die Stimme der Toten
ØØ
(Mourning the Little Dead)
Goldmann (München 2004)
Manchmal geraten dem etablierten Spezialisten für besonders ausgefuchste Geschichten seine Bücher zu konstruiert, manchmal, wie hier, trifft er voll ins Schwarze.
Früher galt Agatha Christie als Inbegriff des englischen Kriminalromans, im Moment gibt Ian Rankin auf der Insel den Ton an. Adams versucht sich an einer Mischung aus beiden.
Der fleißige Bestseller-Autor arbeitet gleich an mehreren Krimiserien. Wir stellen den Abschluß der Rune-Trilogie und den neuen Titel mit Lincoln Rhyme vor.
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Die Literaturszene an sich ist schon mörderisch. Wenn dann noch ein Psychokiller auftaucht, sollte eigentlich für Spannung gesorgt sein. Irrtum.
Warum Geschichten über Serienmörder so hoch im Kurs stehen, bleibt ein Rätsel. Als Vehikel für spannende Subplots hingegen eignen sich diese Killer ganz hervorragend.
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