Elfriede Müllers & Alexander Ruoff - Histoire Noire
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Geschichtsschreibung im französischen Kriminalroman nach 1968
transcript (Bielefeld 2007)
Den Franzosen kann man ja wirklich einiges nachsagen, aber: Geschmack haben sie - zumindest, wenn es um die Bücher auf ihren Nachtkästchen geht. Nachzuprüfen ist das in dieser Facharbeit über den französischen Kriminalroman nach 1968. 28.01.2009
Was ist seltener als ein guter deutscher Kriminalroman?
Richtig - ein gutes sekundärliterarisches Werk, das sich mit dem Genre auseinandersetzt. So wie dieses Kleinod etwa: Elfriede Müllers und Alexander Ruoffs bestechendes Werk "Histoire Noire. Geschichtsschreibung im französischen Kriminalroman nach 1968" ist erkenntnisvermittelnd und spannender als die deutsche Bestsellerliste. Angesichts der umfangreichen Bibliographie an Primär-und Sekundärtexten neigt man nach der Lektüre richtig dazu, seine Fremdsprachenkenntnisse aufzufrischen, um stärker in die französische Kriminalliteratur eintauchen zu können.
Der französische Noir-Roman führt ganz im Sinne seiner amerikanischen Vorläufer das Verbrechen auf gesellschaftliche und historische Ursachen zurück. Nie geschah das literarisch eindrucksvoller als bei Jean Patrick-Manchette, den man in einem Atemzug mit Hammett, Eric Ambler oder Jim Thompson nennen muß.
Müller und Ruoff zeigen in ihrem Beitrag auf, wie die Nach-68er-Generation den Noir-Roman als Geschichtsschreibung im Sinne Walter Benjamins nutzt. Demzufolge ist es ihre Aufgabe, den Besiegten Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Nirgendwo auf der Welt hat sich das Scheitern der 68er-Revolte stärker ins kollektive Bewußtsein eingegraben als in Frankreich (in Deutschland führen ja Opportunisten wie Cohn-Bendit oder Joschka Fischer das Elend unseres nationalen Biedermeierprotests vor). Mit dem "Neo-polar", wie ihn Manchette scherzhaft nannte, haben sich die Barrikadenkrieger ein eigenes Genre geschaffen, in dem sie zumindest im Überbau den Kampf fortsetzen und die Lügen der Machthaber enttarnen.
Die Autoren zeigen das an exemplarischen Beispielen auf, gehen auch näher auf wichtige Autoren ein (darunter natürlich an erster Stelle Manchette, den Che Guevara des Noir-Romans) und lassen den Leser neidisch zurück - neidisch angesichts der Qualität des französischen Kriminalromans im Vergleich zum deutschsprachigen.
Daneben werden auch verblüffende empirische Erhebungen ausgewertet, zum Beispiel, daß 2005 in Frankreich jedes fünfte gelesene Buch ein Kriminalroman war. Oder daß sich der Ausstoß an Kriminalromanen von 800 Titeln im Jahre 1997 auf 1286 im Jahre 2005 gesteigert hat!
Übrigens geben die Autoren seit 2003 im Verlag Assoziation A die Krimireihe NOIR heraus. An ihr wird man wohl nicht vorbeikommen (wollen).
Elfriede Müllers & Alexander Ruoff - Histoire Noire
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Geschichtsschreibung im französischen Kriminalroman nach 1968
transcript (Bielefeld 2007)
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