Print_Hilary Norman - Böses Blut

Blutleer

Es gibt Krimis, die sich dadurch auszeichnen, daß sie mit Klischees aufräumen - und andere, die fast nur aus faden Klischees bestehen. Sowas muß nicht sein.    23.06.2003

Laura Andros, Vollwaise, wird nach unbeschwerten Kindheitsjahren auf einer griechischen Insel nach England in ein Internat geschickt. Dort machen ihr Mitschülerinnen das Leben so schwer, daß sie in Notwehr ein Mädchen ersticht.

Nach einem Aufenthalt in einer Jugendanstalt kann sie sich aber beruflich etablieren und heiratet schließlich ihren steinreichen Chef Roger Ambler. Und Roger weiß bereits alles über sie. Die Tatsache, daß sie eine Mörderin ist, törnt ihn ziemlich an. So sehr, daß der Leser wiederholt lesen muß, was Roger gerne Schmutziges mit seiner Laura im Bett täte und nicht kann, weil sie einfach nicht so frivol und feurig ist, wie er dachte.

Man gibt Roger unfreiwilligerweise Recht: Laura hält nicht, was die Autorin zu versprechen versucht. Sie ist eine blutleere Heldin, viel zu gut und zu rechtschaffen. Aber auch alle anderen Figuren sind profillos und nach Schwarz-Weiß-Muster gestrickt. Viel Pathos, platte Dialoge und Langatmigkeit nerven, und auf Spannung wartet man in diesem "Thriller" (Untertitel) vergeblich. Nach über 200 Seiten zeichnet sich ein bißchen Aufregung ab, wenn sich Laura in den besten Freund ihres rachsüchtigen Mannes verliebt. Doch es folgen nur ein paar Drohungen und böse Worte - Held und Heldin sind weiterhin tapfer. Dazwischen wird die beste Freundin vor schweren psychischen Problemen bewahrt, und am Schluß ist Ungustl Roger auch beseitigt.

Na und?

Tanja Korn

Hilary Norman - Böses Blut

ØØ

(Laura)


Bastei-Lübbe (Bergisch Gladbach 2003)

 

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