Print_Harlan Coben - Ich finde dich

Kennste einen, kennste alle

Seit Jahren schreibt Harlan Coben nach ein- und derselben Masche. Die neuen Thriller aus der Feder des US-Erfolgsautors haben deshalb kaum eine Überraschung zu bieten. "Ich finde dich" ist da keine Ausnahme.    08.08.2014

Diesmal ist es der junge, gutaussehende College-Professor Jake Fischer, der eine wunderbare Beziehung mit Nathalie führt, bis die Gute ihm Knall auf Fall erklärt, sie werde doch lieber ihren Ex-Partner Todd heiraten. Damit nicht genug, ringt sie Jake das Versprechen ab, sie nie wieder zu behelligen. Kein Anruf, keine SMS, keine Email, gar nichts.

Sechs Jahre vergehen, in denen Jake seine große Liebe zwar nicht vergessen, aber sich mit seinem Verlust arrangiert hat. Bis er per Zufall Todds Todesanzeige liest. Damit, denkt er sich, dürfte sein Versprechen hinfällig sein. Er versucht Nathalie zu kontaktieren.

Seltsamerweise ist die trauernde Witwe an Todds Grab eine ganz andere Frau - und kein Mensch hat je von Nathalie gehört. Sie ist, man ahnt es schon, spurlos verschwunden.

Wie? Wohin? Warum? lauten die drei zentralen Fragen, die Jake fortan beschäftigen und in einen Strudel immer neuer, aberwitziger Wendungen reißen.

 


Selbst die Ausgangslage des neuen Harlan Coben-Thrillers unterscheidet sich nur marginal von seinen Vorgängern: Menschen wie du und ich führen ein ganz normales Leben, eine glückliche Beziehung mit glücklichen Partnern und glücklichen Kindern - bis zu jenem Tag, an dem eine dieser Personen verschwindet, vermißt oder entführt wird.

Über Jahre fehlt jede Spur von ihr, sodaß die Hinterbliebenen den Verlust zu akzeptieren lernen, ohne daß sie den Verschwundenen aus ihrem Gedächtnis streichen - bis es durch Zufall Anzeichen dafür gibt, daß besagte Person noch lebt, aufgetaucht ist, möglicherweise sogar zurückkehren könnte. Und plötzlich wird aus dem ganz normalen Leben der "Hinterbliebenen" ein Abenteuer mit aberdutzenden Wendungen, die so vorhersehbar daherkommen wie der lebensbedrohliche Showdown, bei dem der Verschwundene in allerletzter Sekunde auftaucht, um seinen Angehörigen aus der Patsche zu helfen.

Für Leser, die keinen Coben-Roman kennen, mag "Ich finde dich" durchaus eine abwechslungsreiche Sommerlektüre darstellen. Für alle anderen ist es ermüdend.

Marcel Feige

Harlan Coben - Ich finde dich

ØØ

(Six Years)

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Page & Turner (D 2014)

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