J. J. Preyer
Die Beichte des Großinquisitors; Blitz Tb. 2015
Rosmarie Weichsler und das Echo von Steyr; Ennsthaler Pb. 2014
Hassmord; Gmeiner Pb. 2015
Lieber Josef Preyer!
Du schreibst mehr, als der Durchschnittsösterreicher in einem Jahr liest - aber das weißt du eh. Und für den Durchschnitt tust du das ja auch nicht. Diesmal habe ich gleich drei Romane von dir auf dem Schreibtisch liegen. Im ersten, "Die Beichte des Großinquisitors", beginnst du die "neuen Fälle des Pater Brown" aufzurollen. Wer sich noch an den gemütlichen geistlichen Ermittler erinnern kann, wird bei der Lektüre aber nicht an seinen Filmdarsteller Heinz Rühmann denken; dazu hast du die Handlung zu weit in die Gegenwart verlegt - und bei den Mordfällen an "Sündern" in einem südenglischen Kaff mit modernen Themen gearbeitet. Doch das bekommt ihm ganz gut, dem Pater (der wie alle deine Helden gern ißt ...).
Dein zweiter Ermittler ist eine Frau, also eigentlich zwei Frauen, und wirkt in der oberösterreichischen Stadt Steyr: Die Zwillinge Rosa und Marie Weichsler treten in der Öffentlichkeit - ob als Trafikantin oder als kriminalistische Gehilfin eines eher tumben Polizisten - immer nur einzeln auf; warum das so ist, soll der Leser selbst herausfinden. "Rosmarie Weichsler und das Echo von Steyr" beginnt mit dem Mord an einem Journalisten, der mit seinen "Steyrleaks" (genial!) in einer Lokalzeitung scheinbar brave Bürger bloßstellt und wahrscheinlich deshalb sterben mußte. Wie skurril deine Rosmarie mit ihren männlich-hilflosen Kompagnons dem Täter nachstellt, das verlegt dein Buch wohl ins Reich der "Cozy-Krimis", aber die muß - und soll - es ja auch geben.
Das beste, spannendste und stimmungsvollste deiner neuen Werke ist jedoch "Hassmord", der Nachfolger des hierorts gelobten Buchs "Mörderseele", in dem Exjournalist Christian Wolf in seinen Heimatort Steyr zurückkehrt, dort gleich einmal fast am Wundstarrkrampf verstirbt, aber im Zuge der Rekonvaleszenz seinem Polizistenfreund hilft, den Mord an einem allseits verhaßten Magistratsdirektor zu klären. Da sieht Steyr, wo auch du wohnst, ganz anders aus: viel düsterer, nachdenklicher und traumatisierter - wie sich das für einen gelungenen Psychothriller gehört.
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