Print_Ernest Tidyman - Shaft und die sieben Rabbiner

Die Bibel nach Tidyman

Wieder einmal muß sich das kriminelle Gesocks von New York bis Afrika in acht nehmen. Der 70er-Jahre-Blaxploitation-Krimiheld Shaft ist nämlich zurückgekehrt.    31.03.2003

"Die Knarre war Shafts Bundeslade, die Kugeln seine sechs Gebote."

Genau solche Ansagen wollen wir in einem Roman um den größten Blaxploitation-Helden aller Zeiten lesen.

"Shaft nahm die .38er aus seiner Tasche und sprang durch das Loch in der Decke."

Nicht lang fragen - Action. So stellen wir uns das vor, und zwar möglichst ohne langatmige Dialoge und mühselige Beschreibungen. Dazu treffen wir auf ein leichtverdauliches Übermaß an Klischees: jüdische Rabbiner und Diamantenhändler, schwule Räuber und Mörder, geile Weiber, den gnadenlosen israelischen Geheimdienst, einen weltentrückten Wissenschafter und natürlich Shaft, ständig gereizt und übellaunig.

Die Coolness und geradlinige Gnadenlosigkeit, die wir von Richard Roundtree aus den ersten Shaft-Verfilmungen in den 70er Jahren oder zuletzt mit Samuel L. Jackson in Erinnerung haben, bekommen wir leider nicht. Stattdessen lernen wir den "private dick" diesmal als Weiberknecht kennen. Schräge Vorstellung...

Shaft bringt zwar eine beachtliche Anzahl Leute um - lauter Schurken, selbstverständlich - hat aber bis zuletzt keine Ahnung, was los ist, bis ihm die Bösen schließlich unaufgefordert die Lösung und sich selbst auf dem Silbertablett servieren. Das haben wir uns zwar nicht erwartet, aber als kurzweilig sommerliche Lektüre für Bad und Strand wird´s jedenfalls reichen.

Noch eine Kostprobe?

"'Oh Gott, ich will dich', flüsterte sie."

Na, bitte.

Joachim Rosenberger