Print_Don Winslow - Missing. New York

Ein kleiner Wurf

Mit dem Vorgängerroman "Vergeltung" ließ Don Winslow nicht nur am Verstand seiner Figuren zweifeln. Dementsprechend hoch sind die Erwartungen an sein neues Werk.    22.10.2014

Zur Erinnerung - "Vergeltung" ging so: Ein radikaler Fundamentalist tötet bei einem Terrorakt auch die Ehefrau des Elitesoldaten Dave Collins. Der trommelt daraufhin ein paar Supersöldner zusammen, die an dem Terroristen Rache nehmen. Ende der Geschichte, die schmerzlichst die Komplexität und Intensität großartiger Werke wie "Kings of Cool", "Die Spur des Feuers" oder "Tage der Toten" vermissen ließ. Stattdessen gab´s seitenlange Fachsimpeleien über Waffenfabrikate und Munitionsdetails sowie hirnentleerte Blutorgien, die der verblüfften Leserschar, wenn überhaupt, nur eines nahebrachten: die schlichte Weltsicht von Autor Don Winslow.

Dementsprechend hoch waren die Erwartungen an sein neues Werk, "Missing. New York", das im deutschsprachigen Raum bei einem neuen Verlag, Droemer Knaur, erscheint. Zugleich ist es der Auftakt einer Serie um den Privatermittler Frank Decker, einen Ex-Cop, der vermißte Menschen sucht.

Damit ist schon viel verraten über die Geschichte von "Missing. New York": Decker kniet sich in den Fall der entführten Hailey rein, auch auf Kosten seines Privatlebens, läßt monatelang nicht locker, bis er das Mädchen endlich wohlbehalten zu seiner Mutter zurückbringen kann.

"Missing. New York" ist nicht ganz so übel wie "Vergeltung", aber ein großer Wurf wie "Tage der Toten" ist es auch nicht. Allerdings wäre es vermessen zu erwarten, daß Winslow mit jedem seiner Romane ein neues Meisterwerk gelingt. Das schafft kein Autor!

Alles in allem ist "Missing. New York" daher ein typischer Winslow, kurz und knackig in der Sprache, mit ein paar überraschenden Wendungen, die für einen verregneten Herbstsonntag kurzweilige Unterhaltung garantieren. Und das ist mehr als bei manch anderem Thriller-Autor.

 

Marcel Feige

Don Winslow - Missing. New York

ØØØ

(Missing. New York)

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Droemer (D 2014)

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