Deon Meyer - Cobra
ØØØ
(Kobra)
Rütten & Loening (D 2014)
Der neue Thriller des südafrikanischen Autors ist zweifellos solides Handwerk. Wenn´s diesmal nur nicht so menscheln würde ... 07.02.2015
Aufmerksame Leser wissen: EVOLVER mag die Romane von Deon Meyer. "Rote Spur" zum Beispiel, oder "Sieben Tage" - weit mehr als nur spannende Thriller, sondern großartige Panoramen, in denen sich die faszinierende, zerrissene, verzweifelte Seele Südafrikas spiegelt.
"Cobra" ist anders.
Auf einem Weingut außerhalb Kapstadts wurden drei Bodyguards erschossen. Von der beschützten Person, einem berühmten Mathematiker, fehlt jede Spur.
Klingt ganz nach einem Fall für Bennie Griessel, Kapstädter Polizist der alten Schule, der nichts mehr schätzt als handfeste Ermittlungen: Spurensuche, Befragungen, klare Kopfarbeit. Doch je tiefer Griessel sich in den Fall verbeißt, umso mehr wächst er ihm über den Kopf. Plötzlich geht es nicht nur um Spionage und Terrorismus, sondern auch um Computer und digitale Spuren, also nichts, von dem Griessel auch nur den Hauch einer Ahnung hat. Für den Ermittler stellt ja schon sein eigenes Handy eine nahezu unüberschaubare Technikwüste dar.
Dementsprechend nutzlos kommt er sich vor, als ihm sein Unvermögen bewußt wird, »über komplexe Sachverhalte wie die Kompetenzen der Regierung, Informationsgesetze und Struggle-Geschichte nachzudenken. Was stimmte nicht mit ihm? Warum konnte er sich nur mit platten, alltäglichen Fragen beschäftigen?
Er war irrelevant geworden in einem Beruf, der inzwischen komplexeres Denken, tiefere Einsicht und höhere Intelligenz verlangte.
Was stimmte nicht mit ihm?
So ungefähr alles.
Aber nichts, was Alkohol nicht hätte heilen können.«
Und damit steht Griessel vor seinem nächsten Problem, dem Alkoholkonsum, den er dank seiner neuen Liebe, der begnadeten Sängerin Alexa, gerade erst hat einschränken können. Seit mehr als einem Jahr ist er trocken, doch jetzt nagt dieser Fall an ihm, und daß er mit Alexa zusammenwohnt, macht die Sache nicht besser: >Ich bin zu alt und zu fertig, Alexa. Ich kann nicht mehr jeden Tag. Ich finde dich sehr begehrenswert, im Kopf könnte ich ständig, aber mein ...< Er zeigte auf seinen Bauch.
>Deine Kanaille<, sagte sie.
>Ja. Meine Kanaille kann nicht mehr mithalten. Nicht jeden Tag.< «
Zweifellos, diesmal menschelt´s sehr in Deon Meyers neuem Thriller, was per se nicht verkehrt sein muß. Denn immerhin, der Subplot um verschwundene Daten, die durch Zufall in Besitz des kleinen Taugenichts und Taschendiebs Tyrone Kleinbooi geraten sind, dem deshalb plötzlich nicht nur sämtliche Geheimdienste, sondern auch Bennie Griessel hinterherhetzen, weiß durchaus spannend zu unterhalten, nicht zuletzt, weil Kleinbooi gezwungen wird, endlich einmal Größe zu beweisen.
Dennoch bleibt "Cobra" am Ende leider nicht mehr als ein handwerklich solider Krimi, vor dessen Geschichten das faszinierende Land, das der Autor sonst immer zum eigentlichen Progatonisten seiner Geschichten macht, zur belanglosen, austauschbaren Staffage verblaßt. Schade.
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