Daniel Woodrell - Winters Knochen
Liebeskind 2011
Daniel Woodrell nennt seinen Stil "Country noir" - besser, man erfindet so eine Schublade selbst, bevor irgendwelche Kritiker es tun. Die meisten seiner bisher acht Romane spielen in den Ozarks, einem hügeligen Hochplateau, das sich vor allem über die Bundesstaaten Arkansas und Missouri erstreckt. Da Woodrell selbst von dort stammt, versteht er es wie kein zweiter, die Existenz der Einwohner dieser Region zu beschreiben. Sie sind "white trash", oft arbeitslos und verarmt, weit verstreute Familienclans, die häufig von Speedkochen, Drogenhandel und Bagatelldelikten leben. Damit fallen die Bücher des Autors wohl automatisch ins Krimigenre, obwohl sie Thriller-Plots oft nur am Rande streifen. Wie etwa Winters Knochen, sein aktuelles Meisterwerk, dessen Verfilmung heuer nur knapp an ein paar Oscars vorbeiging.
Der Roman erzählt die Geschichte der 17jährigen Ree Dolly, die für ihre Familie sorgt, da der Vater meist im Gefängnis ist. Jetzt ist der "Ernährer" überhaupt verschwunden und hat das Haus der Dollys für seine Kaution versetzt. Ree muß ihn finden, wenn sie, ihre geisteskranke Mutter und die zwei kleinen Brüder nicht auf der Straße landen wollen. Wie sie stur und unbeirrbar durch die eiskalten Ozarks zieht, mit gefährlichen Männern und noch gefährlicheren Frauen (alles entfernte Verwandte natürlich) zu tun bekommt und beim Aufdecken eines dunklen Geheimnisses selbst nur knapp am Tod vorbeigeht, das macht Woodrells Werk zu einem der besten Bücher der Saison, ob Krimi oder nicht - und Ree zu einer der faszinierendsten Figuren, die man als Leser in letzter Zeit kennenlernen durfte. Unbedingte Empfehlung.
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