Print_Dan Simmons - Welten und Zeit genug
Für eine Handvoll Kurzgeschichten
Mit fünf Novellen aus der Feder Dan "Ilium" Simmons´ feierte vor kurzem die Festa-SF-Reihe ihren Einstand: ein Fest für Science-Fiction-Fans.
02.02.2005
"Wenn schon, denn schon" dürfte das Motto des in Kennerkreisen renommierten Phantastik-Herausgebers Frank Festa gelautet haben, als er gemeinsam mit Michael Nagula die Pforten einer gemeinsamen SF-Reihe öffnete. Den Auftakt bildet nämlich Genre-Allrounder Dan Simmons mit seiner fünf Novellen umfassenden Anthologie "Welten und Zeit genug".
Der US-Autor, der sich mit Werken wie "Hyperion", "Kinder der Nacht" oder "Song of Kali" längst in die Köpfe vieler Phantastik- und SF-Kenner geschrieben hatte, bewies zuletzt mit dem Hardboiled-Roman "Hardcase", wie leicht es ihm fällt Genres zu wechseln, und toughesten Noir zu schreiben, ohne dabei mit der Wimper zu zucken.
In "Worlds enough & Time: Five Tales of Speculative Fiction" - so der Originaltitel - konzentriert sich Simmons mehr auf Futuristisches, sind doch drei der Geschichten klar dem SF-Genre zuzuordnen. In "Die verlorenen Kinder der Helix" stattet Simmons seinem Hyperion-Universum einen Besuch ab, "Der neunte Av" ist dem "Illium"-Epos zuzurechnen. Hier schlägt Simmons deutlich düstere Töne an, basiert die Geschichte doch auf der These, daß das einzige, was uns mit den Menschen des nächsten Jahrtausends verbindet, der Antisemitismus sein wird.
In der originell unterhaltsamen Erzählung "Kanakaredes auf dem K2" wird dann der legendäre Gipfel von drei Bergsteigern gemeinsam mit einem Außerirdischen bestiegen.
Bleiben noch die eigentliche Eröffnungsstory "Auf der Suche nach Kelly Dahl", die von einer etwas anderen Schüler-Lehrer-Beziehung handelt und als Abschluß "Das Ende der Schwerkraft", ein Film-Treatment über einen alterndern Amerikaner, der mit den Geheimnissen der russischen Raumfahrt konfrontiert wird.
Neben einer allgemeinen Einführung gibt es zu jeder Geschichte ein ausführliches Vorwort. Leider gestaltet sich hier - im Gegensatz zu den Novellen - die Lektüre eher langatmig. Lediglich die Einleitung zu "Das Ende das Schwerkraft" ist auch für Nicht-Simmons-Apostel von Interesse, handelt sie doch von den zahlreichen - bisher leider gescheiterten - Versuchen die Werke des Autors mit der Hollywood-Maschinerie zusammenzubringen (Für "Die Kinder der Nacht" engagiert sich übrigens der deutsche Regisseur Robert "Laurin" Sigl).
Kurzum: Auch wenn "Welten und Zeit genug" nicht Simmons bestes Werk ist, werden Fans des Schriftstellers garantiert ihre Freude daran haben, während es Simmons-Neulingen eine gute Gelegenheit bietet, den Autor kennenzulernen.
PS: Die zweite Veröffentlichung der Festa-SF-Reihe liegt mit Orson Scott Cards "Enders Schatten" ebenfalls seit kurzem vor. Lesen Sie dazu demnächst die ausführliche Besprechung.
Jürgen Fichtinger
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