Chuck Crisafulli - Nirvana - Teen Spirit
ØØØØ
Die Story zu jedem Song
Rockbuch-Verlag (2004)
Die zweite herausragende Neuerscheinung des Rockbuch-Verlags erzählt auf 136 reich bebilderten Seiten die Story der wichtigsten Band der 90er und des "John Lennon unserer Generation". 29.01.2004
Es gab und gibt nur wenige Bands, die sich einen derartigen Platz auf der musikalischen Landkarte eroberten wie Nirvana; Bands, die eine ganze Kultur in eine Prä- und eine Post-Phase einteilten, ein Genre so maßgeblich prägten, den Rock derart exzessiv und originalgetreu lebten und dann mit einem Big Bang untergingen. "Better to burn out than to fade away..." wie es heißt.
Der freie Schriftsteller und Journalist Chuck Crisafulli, der selbst eines der seltenen Cobain-Interviews am Ende der Band-Laufbahn geführt hat (das selbstverständlich in "Nirvana - Teen Spirit" enthalten ist) und regelmäßig als Musikjournalist (u. a. für den amerikanischen "Rolling Stone") in Erscheinung tritt, hat Ahnung von der Materie - vielleicht mehr als viele andere vor ihm. Das merkt man sofort, wenn man sein Buch zu lesen beginnt: Er stellt schlüssig und nachvollziehbar dar, wie es dieser Band gelingen konnte, zu genau diesem Zeitpunkt die Charts zu stürmen und derart erfolgreich zu werden, und zeichnet insgesamt ein Bild von Nirvana, wie es der Wahrheit wohl kaum näher kommen kann.
Kernstück des Werks bilden ausführliche Besprechungen der einzelnen Nirvana-Platten und der dazugehörigen Songs und Texte. Hier lehnt sich Crisafully zwar teilweise auch sehr weit aus dem Fenster, was die Interpretation angeht, kann aber zu jeder Zeit einen Querverweis auf Cobains Leben liefern, der deutlich macht, wie er zu seinen Argumentationen kommt. So weiß er schlußendlich zu überzeugen und die Cobainschen Wortfragment-Puzzles zu stimmigen Entstehungs- und Hintergrundbildern der Kompositionen zusammenzubauen, wie man sie selten zuvor lesen durfte. Ironischerweise macht Crisafully hier aber auch leider genau das, was Kurt Cobain im Opener "Serve The Servants" (auf "In Utero") der Presse vorwirft: er biographisiert die Texte, um sie zu deuten. Im Endeffekt handelt er zwar richtig, denn eben dieses muß man mit Cobains Texten machen, um sie zu entschlüsseln - doch ein etwas dummer Nachgeschmack für den wahren Fan bleibt dabei schon zurück.
Wirkliche Kritikpunkte gibt es hingegen nur wenige: Zum einen bleibt auch nach der Lektüre noch einigermaßen unklar, warum man unbedingt die Live-Alben "MTV Unplugged on New York" und "From the Muddy Banks of the Wishkah" so ausführlich besprechen mußte wie die Studiowerke, und zum anderen stört es gerade bei der Rezension der "Unplugged"-Stücke etwas, wie der Autor hier unbedingt seine "prophetischen" Qualitäten beweisen muß, indem er, ganz im Gegensatz zu seiner sonst sehr kompetenten Herangehensweise, jedes noch so unpassende Fitzelchen auf den folgenden Selbstmord Cobains bezieht.
Insgesamt muß man auch hier, wie im Falle der gleichzeitig erschienenen Metallica-"Song-Biographie", ganz klar attestieren: klares Highlight und unbedingte Kaufempfehlung für den Nirvana-Liebhaber. Das Referenzwerk zur Band an sich ist "Teen Spirit" zwar nicht geworden (da gibt es deutlich Ausführlicheres); wer sich aber explizit für die Person Cobain und die Texte der Band interessiert, kommt an "Nirvana - Teen Spirit" nicht vorbei.
Chuck Crisafulli - Nirvana - Teen Spirit
ØØØØ
Die Story zu jedem Song
Rockbuch-Verlag (2004)
Jahrelang nur ein Gerücht, jetzt real: Das deutlich elektronisch orientierte Debüt des Deftones-Nebenprojekts wirft Fragen auf, beantwortet diese nur notdürftig und ist daher interessant.
Blackmail-Sänger Aydo Abay ist offenbar in Arbeitswut verfallen und wirft gleich zwei Platten seines Nebenprojekts auf den Markt. Zumindest beim "richtigen" neuen Album stimmt die Qualität.
Die New-Metal-Chamäleons versuchen auf ihrem Drittwerk die bisherigen Ausflüge in progressiven Rock und Metal zu einem schlüssigen Gesamtkonzept zusammenzuführen. Mit Erfolg.
Ist es der zuvor erfolgte Ausstieg von Bass-Weirdo Nick Olivieri, der diese Platte zum qualitativen Zwitter macht? Schwer zu beurteilen. Genauso wie dieser Langspieler.
Wem die Funkstille Meshuggahs schon zu lange dauert, dem könnte diese Platte die Durststecke verkürzen. Fünf Norweger kombinieren die Attitude von Rush mit Mudvayne-Gitarren.
Durch Rekombination von Rock-Elementen entschweben T.O.D. berechenbaren Sphären. Eindrücke vom Weg zur Spitze.
Kommentare_