Bernhard Aichner - Totenfrau
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btb (D 2014)
(Foto: fotowerk aichner)
In der Kürze liegt die Würze, sagte sich der Tiroler Autor - und erobert mit seinem neuen Thriller die Welt. Zu Recht! 10.04.2014
Brünhilde Blum hat keine einfache Kindheit. Als Adoptivtochter eines herrischen Bestatterehepaars - übrigens erlesene Wagner-Fans - wird sie von klein auf zur Arbeit mit den Toten getrieben. Als junge Frau platzt ihr dann der Kragen. Während eines Segeltörns vor der italienischen Küste läßt sie ihre inzwischen betagten Eltern über Bord gehen und hilflos ersaufen - und schafft es auch noch, den Doppelmord wie einen Unfall aussehen zu lassen. Erste Hilfe am Tatort leistet ausgerechnet ein urlaubender Kommissar aus Österreich. Die beiden verlieben sich, heiraten, bekommen Kinder.
Glücklich lebt Blum - wie sie lieber genannt werden möchte - mit ihrer Familie in Innsbruck, wo sie das Bestattungsinstitut ihrer Eltern modernisiert und fortan mit weißer Limo durch die Straßen der Stadt kreuzt - bis ihr Gatte eines Morgens bei einem tragischen Unfall zu Tode kommt. Blums Welt bricht zusammen, erst recht, als sich herausstellt, daß ihr Mann in Wahrheit einem Mord zum Opfer fiel.
Und wieder nimmt Blum Rache.
Man kann dem Tiroler Autor Bernhard Aichner, bislang bekannt durch seine Max-Broll-Krimis, vieles vorwerfen. Zum Beispiel, daß er in seinem neuen Roman "Totenfrau" einer ebenso simplen wie bewährten Devise folgt: Eine Frau sieht rot. Daß seine Figuren - von Blum abgesehen - nur wenig Spielraum haben zwischen Gut und Böse, Schwarz und Weiß. Oder daß er dem geübten Thriller-Leser nur wenig Überraschung bietet. Schon sehr früh wird klar, welche bittere Auflösung er für Blum am Schluß bereithält.
Warum "Totenfrau" trotzdem ein herausragender Roman ist?
Weil Aichner einem sprachlichen Minimalismus frönt, der die Szenen atmosphärisch so dicht gestaltet und die Dialoge aufs Wesentliche konzentriert, daß man sich - läßt man sich auf den eigenwilligen Stil ein - Blums Welt, ihren Gedanken, ihrem Schmerz und ihrer Rache kaum entziehen kann, so rasant wird man durch den Thriller getrieben.
Es ist allerdings ein Thriller, der auch seine Ekelmomente hat. Vor allem die Szenen im Bestattungsinstitut, die Präparation der Leichen, gehen unter die Haut. Aichner hat zur Recherche ein halbes Jahr in einer solchen Firma gearbeitet. Das merkt man, und es macht das Entsetzen, das Blum als Kind zwischen den vielen Toten empfindet, nur umso glaubhafter.
Da verzeiht man Aichner am Ende auch die eine oder andere inhaltliche Schwäche und freut sich, daß ihm mit "Totenfrau" der ganz große Wurf gelungen ist: Der Roman wurde in die USA, Niederlande, nach England, Italien, Norwegen, Polen und Frankreich verkauft. Und eine Verfilmung ist ebenfalls in Vorbereitung.
Bernhard Aichner - Totenfrau
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(Foto: fotowerk aichner)
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