Print_Anna Kalman - Nichts als dein Schatten

Wiederholungstäter

Das zweite Abenteuer der attraktiven Privatdetektivin Malina Maltzan ist zwar unterhaltsam und spannend, bringt aber leider nichts Neues.    12.03.2004

"Nichts als dein Schatten" ist Anna Kalmans zweiter Roman mit der Hauptfigur Malina Maltzan - und die Parallelen zum Debütkrimi "Dornröschenmord" fallen beim Lesen bald auf. Zum einen das Märchenmotiv: Waren es im ersten Buch noch dornige Rosen, so ist nun die Geschichte vom armen Aschenputtel der rote Faden des Plots. Mehrere Einschübe aus der Sicht eines unbekannten Täters (oder einer Täterin) berichten von Ungerechtigkeiten im Familienleben und weisen natürlich sofort auf das Motiv hin, nämlich Rache.

Das Opfer dieser Rache ist Alexander de Vries, ein schöner und reicher Mann, der Malinas bester Freundin Dorothee den Hof macht. Hier findet sich auch schon die zweite Ähnlichkeit zum Erstlingswerk der Autorin: Die Ermittlerin ist mehr oder weniger persönlich vom Mord betroffen. Alexander wird nach Monaten der Turtelei mit Dorothee eines Tages in seiner Wohnung brutal ermordet aufgefunden. Ferse abgehackt, Ruckedigu, Blut ist im Schuh - und der Absatz des Schuhs steckt noch dazu in seinem Auge. Ja, auch die Beschreibung von ungustiösen Verbrechen kennt man schon aus "Dornröschenmord".

Wie auch immer, Malina und ihr Geschäftspartner Simon Graf begeben sich auf Mörderjagd, die sie bis nach Paris führt und mit einer Vielzahl verdächtiger Personen konfrontiert, vorzugsweise natürlich solchen weiblichen Geschlechts. Das Opfer wird als skrupelloser Ungustl enttarnt, und plötzlich gibt es sogar den Verdacht, daß er selbst ein Mörder war.

Anna Kalman (ein Pseudonym, hinter dem sich die Münchner Journalistinnen Christiane Mühlfeld und Jutta Siekmann verbergen) schreibt zweifelsohne flott und fesselnd. Doch sie präsentiert uns auch wieder unnötig viel aus Malinas Privatleben. War es im ersten Roman die aufgefrischte Beziehung zu Lover Edward, sind es nun die Angst um Söhnchen Viktor, Edwards Eifersucht auf Simon Graf und Malinas gemischte Gefühle für letzteren. Leider ist der Autorin auch das Ende wieder mißlungen. Die zuvor kunstvoll aufgebaute Spannung paßt nicht zur banalen Auflösung des Verbrechens, und die Lösung findet sich in einem aufschlußreichen Dokument - die letzten Schwünge des kriminalistischen Parallelslaloms.

Der nächste Maltzan-Krimi scheint inhaltlich schon vorprogrammiert: Edwards Großmutter wird Simon Grafs Wolf fressen, der Gestiefelte Kater entführt Malinas Sohn Viktor, und Malina findet die Lösung in den Memoiren der Bremer Stadtmusikanten. Man darf ein kleines bißchen gespannt sein. Und hoffen, daß der Folgeband besser wird.

Tanja Korn

Anna Kalman - Nichts als dein Schatten

ØØØ


Piper-Verlag (München 2003)

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