Christmas in New York
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Amerikanische Weihnachtslieder
Renée Fleming, Wynton Marsalis u. a.
Decca/Universal (D 2014)
Alle Jahre wieder kommt nicht nur das Christkind, sondern es gibt auch jede Menge Neuerscheinungen auf dem Tonträgermarkt. Der EVOLVER-Klassikprofi hat die Rosinen herausgepickt, die er mit gutem Gewissen empfehlen kann. 27.11.2014
Jazzige Weihnachten servieren Renée Fleming und der Bariton Thomas Quasthoff. Die weltbekannte kanadische Sopranistin ging mit prominenten Musikern wie etwa Wynton Marsalis ins Studio und nahm dort ein Album mit dem Titel "Christmas in New York" auf. Im Swing-Format hört man darauf die bekanntesten amerikanischen Weihnachtslieder; "Silver Bells" mit ihr und Kelli O´Hara ist zum Beispiel ein denkwürdiger Hit geworden. Ähnlich geht es auch bei Quasthoff zu, der sich von der Bühne und vom Konzertpodium zurückgezogen hat und sich mittlerweile als Gesangslehrer und Sprecher profiliert. Im neuen und mit 40 Minuten sehr kurz geratenen Album interpretieren er und seine Freunde drei Gesangsnummern (mit teilweise recht freier Intonation); ansonsten hört man ihn als Sprecher für vorweihnachtliche Prosa. Beide Alben kontrastieren den ansonsten üblichen adventlichen Zuckerguß aufs Allerfeinste und sind schon deshalb sehr empfehlenswert.
Obwohl das "Brahms-Jahr" schon länger vergangen ist, kommen erscheinen immer wieder hochinteressante Neuproduktionen. Ein Highlight dabei ist die Gesamtaufnahme der Symphonien mit der Staatskapelle Dresden unter Christian Thielemann. Es ist einfach großartig, wie der Maestro mit seinem Meisterorchester die Symphonien geradezu zelebriert; da kann man mit dem Dirigenten die exorbitanten Phrasen regelrecht mitatmen. Thielemann ist bei der Symphonik nicht immer der Wunschdirigent des EVOLVER-Klassikexperten, doch mit der vorliegenden Brahms-Aufnahme ist ihm ein großer Wurf gelungen. In der schönen Box findet man dazu noch eine DVD mit den beiden Klavierkonzerten und Maurizio Pollini sowie dem Violinkonzert. Den Londoner Brahms-Zyklus schloß Valery Gergiev mit den Symphonien drei und vier ab, die auf dem Eigenlabel des London Symphony Orchestra erschienen sind. Gergievs Ansatz ist hier sehr strukturiert und klar, also ganz anders als der von Christian Thielemann - wenn auch mindestens ebenso faszinierend.
Ebenfalls äußerst faszinierend sind zwei weitere Scheiben des Londoner Labels: einerseits eine mitreißende Aufnahme von Berlioz´ "Symphonie Fantastique" und der "Waverley"-Ouvertüre unter dem Chefdirigenten Valery Gergiev und vor allem die neue Mendelssohn-/Schumann-Aufnahme unter John Eliot Gardiner. Hier demonstriert der Altmeister der alten Musik und Barockmusik, was in den Werken dieser beiden Komponisten steckt. Die Portugiesin Maria João Peres und Gardiner geben wiederum eine Lehrstunde in Sachen Schumann. Darüber hinaus lassen Gardiner und das Orchester Mendelssohn gefühlvoll und prickelnd zugleich erklingen: einfach eine Traumaufnahme.
Nikolaus Harnoncourt, dessen musikalisches Schaffen sich leider in der "Zielgeraden" befindet, nimmt die für ihn wichtigsten Werke nochmals als sein persönliches Vermächtnis auf. Absolut ein Muß sind da die letzten drei Symphonien von Mozart, die der steirische Dirigent natürlich mit allen Wiederholungen von seinem Concentus spielen läßt. Dabei könnten gewisse Längen auftreten - aber nicht bei Harnoncourt, der diese Werke stets spannend und geistvoll klingen läßt, bis zum letzten Takt.
Vermächtnishaft wird auch das tragischste Ereignis des Jahres 2014 auf dem Klassiksektor durch die Sony dokumentiert. Mit einer in jeder Hinsicht gewaltigen Box (Lorin Maazel - "Great Recordings") wird dem tragischen Ableben eines der genialsten Dirigenten des 20. Jahrhunderts gedacht. Auf 30 CDs sind Maazels wichtigste Aufnahmen festgehalten. Mit seinem Cleveland Orchestra, dem Pittsburg Symphony Orchestra und den Wiener Philharmonikern kann man in fulminanter Qualitat die größten Werke von Beethoven über Ravel, Tschaikowski bis hin zu Wagner und Strawinski in der unschlagbaren Vielseitigkeit des ehemaligen Operndirektors von Wien erleben. Da weiß man eigentlich erst, was man an ihm gehabt hat, und vor allem, wie er der Musikwelt schon jetzt abgeht.
Und damit wünscht die EVOLVER-Klassik-Einmannredaktion frohe Feiertage und ein gesegnetes, kulturreiches Jahr 2015.
Christmas in New York
ØØØØØ
Amerikanische Weihnachtslieder
Renée Fleming, Wynton Marsalis u. a.
Decca/Universal (D 2014)
Meine Weihnachten
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Gedichte und Songs
Thomas Quasthoff (Prosa und Gesang), div. Musiker
Deutsche Grammophon/Universal (D 2014)
Brahms
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Symphonies/Piano Concertos/Violin Concerto
Symphonien auf 3 CDs
Klavierkonzerte und Violinkonzert auf DVD
Maurizio Pollini, Klavier
Lisa Batiashvili, Violine
Staatskapelle Dresden/Christian Thielemann
Deutsche Grammophon/Universal (D 2014)
Johannes Brahms
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Symphonien Nr. 3 und 4
London Symphony Orchestra/Valery Gergiev
LSO Live (GB 2014)
Héctor Berlioz
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Symphonie Fantastique etc.
Symphonie Fantastique
Ouvertüre zu "Waverley"
London Symphony Orchestra/Valery Gergiev
LSO-Live (GB 2014)
Wolfgang Amadeus Mozart
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Die letzten drei Symphonien
Symphonie Nr. 39 in Es-Dur, Nr. 40 in g-moll und Nr. 41 in C-Dur
Concentus Musicus Wien/Nikolaus Harnoncourt
Sony Classical (D 2014)
Lorin Maazel
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Great Recordings
Box mit 30 CDs
The Cleveland Orchestra, Pittsburgh Symphony Orchestra, Wiener Philharmoniker
Sony Classical (D 2014)
Hören darf man heuer auch ganz ohne Maske. Grund genug für den EVOLVER-Klassikexperten Herbert Hiess, seine Musiktips für die Weihnachtszeit unter den virtuellen Christbaum zu legen.
Nicht nur Thomas Angyan, der zukünftige Ex-Chef des Wiener Musikvereins, hätte sich den Abschluß seiner Karriere - ebenso wie Staatsoperndirektor Dominique Meyer - anders vorgestellt. Wie so viele Kulturschaffende gingen beide der angeblichen Pandemie in die Falle.
Wer Rudolf Buchbinder ist, braucht man eigentlich niemandem mehr zu erklären. Der sich im 74. Lebensjahr befindende Star-Pianist ist in Kulturkreisen weltweit ein Begriff - und vor allem in Sachen Beethoven eine Kapazität, an der man nicht vorbeigehen kann und darf.
Pech oder Schicksal - wie auch immer man es bezeichnen mag: Daß die großartige Berliner "Carmen" schon nach der zweiten Aufführung von Amts wegen gestoppt werden musste, hätte sich niemand gedacht. Jetzt kann man sie wohl einige Zeit nur als Stream oder Aufzeichnung betrachten. Die Staatsoper unter den Linden zeigt mit ihr jedenfalls, daß sie dank ihrer hervorragenden Musiker viele der angeblichen Spitzenhäuser übertrifft.
Wie Political Correctness als brutale Verlogenheit entlarvbar ist, zeigt das Stück "Der Vorname" des Autorenduos Patellière und Delaporte. Herbert Hiess hat es in den Kammerspielen erlebt.
Alle Jahre wieder ... kommt nicht nur das Christuskind, sondern auch der "Streß", der oft zu Geschenkskäufen in letzter Minute führt. Um Verlegenheitsgaben wie Socken oder Bonbonnieren zu umgehen, hat der EVOLVER-Klassikexperte einige Tips zusammengestellt, die nicht nur eingefleischten Klassikliebhabern Freude bereiten werden.
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