Musik_Gergiev auf Indie-Labels

Ein ideales Gespann

Wer den Stardirigenten Valery Gergiev in Österreich zu sehr vermißt, kann sich bis zu seinem nächsten Besuch mit ein paar hervorragenden Neuerscheinungen behelfen. Der russische Maestro macht derzeit mit seinen speziellen Labels Furore.    19.11.2012

Valery Gergiev, einer der charismatischsten und interessantesten Dirigenten der Gegenwart, ist seit 2005 Chef des London Symphony Orchestra und seit 1988 Chef des Mariinsky-Theaters in St. Petersburg. War er früher exklusiv an das Plattenlabel Universal gebunden, so hat er sich mittlerweile von dem Konzern losgesagt und produziert fast nur mehr für LSO Live und für das Mariinsky-Label.

 Mit der neuen "künstlerischen Freiheit" in Bezug auf Repertoire- und Künstlerauswahl dirigiert sich Gergiev in völlig neue Dimensionen, wie die letzten Neuerscheinungen der ersten drei Tschaikowski-Symphonien und des kompletten Mahler-Zyklus beweisen.

 Die Tschaikowski-Symphonien hat der russische Dirigent schon mehrmals aufgenommen; zum einen mit den Wiener Philharmonikern, zum anderen mit dem Kirov-Orchester. Mit dem LSO (London Symphony Orchestra) und den Symphonien 1 bis 3 kann er nahtlos an die überragende Qualität seiner anderen Produktionen anschließen. Mit seiner gnadenlosen Wildheit und Emotionalität reißt der russische Dirigent sogar über die Lautsprecher so mit, als ob man live im Konzertsaal säße.

Trittsicher bewegt sich Gergiev auch im deutsch-österreichisch-jüdischen Idiom bei Gustav Mahlers Symphonien. Mit der Neuausgabe der gesamten Symphonien des österreichischen Komponisten spielen sich Dirigent und Orchester in die Spitzenliga der Plattenkataloge. Die Qualität des Orchesters ist natürlich unverändert hoch; wie der Maestro es jedoch schafft, das Spektrum zwischen zartesten Pianissimi und gewaltigsten Fortissimi auszukosten, ist beispiellos. Großartig auch, daß er Mahlers eigene Romantik perfekt ausspielen lassen kann, ohne je ins allzu Süßliche abzurutschen.

 Musikfreunde, die es gar nicht mehr erwarten wollen, können sich all diese Produktionen von der eigenen Homepage des LSO (oder auch via iTunes) herunterladen; für Geduldigere und Traditionalisten steht eine elegante CD-Box zur Verfügung.

Herbert Hiess