Xiu Xiu - Fabulous Muscles
ØØØØØ
5 Rue Christine/Tomlab/Hausmusik (USA 2004)
PFLICHTTERMIN: Xiu Xiu live – Chelsea, Mi, 14. 4. 2004, 22 Uhr
Duck you, Sucker! Der Schlamm menschlicher Niedertracht fliegt tief: sexy Sozialpornographie, verliebt flatternde Mongoloidenherzen und die Wiedergeburt der Virgin Prunes. 14.04.2004
Daddy, guter Daddy! Warum klopft es immer so laut, wenn du um zwei in der Früh in Brüderchens Zimmer wankst? Warum blutet er nachher nur immer im Schritt? Warum hat Mama Gesichtskrebs und küßt mich nie mit dem Mund? Und warum nur, warum schneide ich mir immer die Unterarme auf, wenn mich Bunny nicht will und die Sterne nicht gut stehen?
Gesellschaftsbiologisten hätten die herzhaft verhaltensgestörten Boyzzz´n´Gürlz der derzeit wahrscheinlich spannendsten US-Indieband schon längst an den Entzugsnapf gesteckt, dreimal täglich Disney intravenös. Doch Gesundungsprozesse sind vergeblich in diesen heillosen Schnappschüssen menschelnder Trümmer. Drogenwracks. Dauerselbstmörder. Vergewaltigungsopfer, die sich immer und immer wieder anbieten, damit ihnen der Nächste endlich Tod und Erlösung anbietet.
Possierlich und süß pulst nichts aus den kleinen Song-Universen von Xiu Xiu, doch um Liebe, Geilheit und zur Abwechslung einen guten Orgasmus geht es allemal. Wenn die Welt da draußen nichts mehr bietet außer Schmerz, Haß und Verletzung, spielt man sich halt notgedrungen nur mehr mit dem eigenen Geschlecht.
Das Vierergespann aus San Jose vergöttert nicht umsonst das schreiende Ende des Alltagslebens, als gelte es ohne Chance auf ein Morgen eines der Apokalypsenfresken Joe Colemans in Popsongs zu vertonen. Sie mengen auch die richtige Menge an Kultur-Input bei: nihilistisches Indie-Kino der Marke Solondz, Korinne oder Donnie Darko. Exitusbesessenen Gitarren-Gloom und Death Pop der britphilen frühen Achtziger, ganz vorne Joy Division, frühe Cure, Echo and the Bunnymen und vor allem Virgin Prunes respektive Gavin Friday, dessen theatralisches Hasten, Lispeln, falsettierendes Brüllen Mikromann Jamie Stewart sehr bewußt würdigt. Dazu kreuz wie quer verfahrene Song-Gerüste ohne sicheren Mitgrölboden, Kindercasio-geborene Ploink-Attacken und wirre Gamelan-förmige Hintergrundrhythmen. Eine Platte, die man sofort wegwirft oder nie vergessen will. Aber eben das fehlt dieser Zeit! Und keiner hat behauptet, es würde ein leichter Ritt werden...
Xiu Xiu - Fabulous Muscles
ØØØØØ
5 Rue Christine/Tomlab/Hausmusik (USA 2004)
PFLICHTTERMIN: Xiu Xiu live – Chelsea, Mi, 14. 4. 2004, 22 Uhr
Das Prinzip der Rache ist eine der elementarsten Lebenserfahrungen, schneidet erfrischend hemmungslos durch Gesellschaftsauftrag und PC-Behaviorismus. Nichts ist entsprechend logischer, als "Medea" - das "Revenge Epic No. 1" - mit Häftlingen hinter Zellenmauern zu inszenieren.
What a Fuck! Gerödel und Geruckel von wahrhaft historischem Wert, zusammengefangen in einer in jedem Sinn erschöpfenden Monsterladung Kopulationsfilm.
Die Zukunft ist Crossbreeding, also Querpuderei - gesellschaftlich, körperlich und kulturell. Das größte Balkan-Musikfestival macht´s auch ohne EU-Verordnung schmackhaft.
Duck you, Sucker! Der Schlamm menschlicher Niedertracht fliegt tief: sexy Sozialpornographie, verliebt flatternde Mongoloidenherzen und die Wiedergeburt der Virgin Prunes.
Eine theatralische Abrechnung mit der selektiven Ausmerzung unwerten Lebens in der Nazi-Ära. Statt aufklärerischem Thrill regiert jedoch der bigott jenseitige Zeigefinger.
Halbgott sei bei uns! Pissposeure wie Darkness und die Strokes mögen zwar die Alternative-Charts beeindrucken, aber nicht den Freund von Orgel und Headbang-Gitarre.
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