V/A - Desert Sessions Vol. 9 & 10
ØØØØ 1/2
Island/Universal (USA 2003)
Das Künstlerkollektiv um QOTSA-Mann Josh Homme produziert immer neue Highlights. Diesmal klingen sie sogar wie eine richtige Band... 24.11.2003
Daß die Queens of the Stone Age im Grunde keine feste Band im eigentlichen Sinne, sondern eher ein offenes Kollektiv sind, dürfte sich bereits herumgesprochen haben. Spätestens, seit man Dave Grohl am steinzeitköniglichen Drumkit und die Solowerke von Mark Lanegan und Nick Olivieris Band Mondo Generator mitbekommen hat, ist alles klar.
Die voranstehende Einleitung war also eher für Unwissende gedacht - und um anzukündigen, daß die "Desert Sessions" mit der Ausgabe 9 und 10 (versammelt auf einer CD) in die nächste Runde gehen. Das Projekt von QOTSA-Mastermind Josh Homme, der der Legende nach mit schöner Regelmäßigkeit eine illustre Schar großer Gastmusiker in ein Studio in die Wüste mitnimmt, um dort eine Jam-Party zu feiern, bei der man irgendwann den "Record"-Knopf drückt, war eigentlich schon immer vom Geist einer fast unheimlich spontanen Genialität beseelt. Mit "Vol. 9 & 10" ist wieder einmal, wie schon mit dem Vorgänger, ein richtiges Highlight gelungen.
Die treibende Kraft neben Homme ist diesesmal PJ Harvey, die auf fast jedem der hier vertretenen 14 Tracks irgendetwas macht. Dazwischen tummeln sich unter anderem Twiggy Ramirez, Chris Goss und Josh Freese, also die übliche A Perfect Circle/Masters of Reality/Queens of the Stone Age-Gang und ihre Kumpels.
Los geht´s mit "Dead In Love", das unter seinem Monster-Rock-Riff, Hommes Vocals und seiner Düsternis ein richtiger Queens-Song sein könnte und dann plötzlich in eine spooky Piano- und Slide-Gitarren-Performance von PJ Harvey abdriftet. Die nimmt auch auf vielen der Songs selbst das Mikro in die Hand, wie in dem psychedelischen "There Will Never Be A Better Time" (angeblich nur ein einziges Mal gespielt und dabei mitgeschnitten), das wie eine Hommage an Jefferson Airplanes "White Rabbit" klingt, oder auch bei dem Fast-Lo-Fi-Pop-Stück "Powdered Wig Machine". Weitere Highlights sind das nach Western riechende Akustik-Instrumental "Creosote" und auch die ausklingende Schlußballade des QOTSA-Masterminds namens "Bring It Back Gentle".
Die abgespeckte Version der "Desert Sessions", wie wir sie hier geboten bekommen (mit deutlich weniger Teilnehmern als beim letzten Mal), hat eindeutig ihren Reiz und bringt richtig starke Songs hervor, wie die neue CD eindrucksvoll beweist. Schade ist einerseits nur, daß Fulltime-Weirdo Nick Olivieri nicht dabei ist und anderseits, daß die bisher so dominierende Total-Spontaneität (auch mit den früher vorhandenen und sehr sympathischen, komplett abgedrehten und fast unanhörbaren Stücken) ein klein wenig verlorengeht, sodaß die lose Zusammenkunft hier fast wie eine richtige Band klingt - wenn auch wie eine verdammt gute und extrem unkonventionelle.
Wer die "Desert Sessions" bisher mochte und außerdem nicht auf das nächste QOTSA-Album warten kann, sollte hier unbedingt zugreifen. Tolles Songwriting, ein paar ungewöhnliche und unkommerzielle Wüsten-Rocksongs und schöne Atmosphäre auf einem Album, in dem man sich verlieren kann und das beweist, daß man als fähiger Mensch nicht unbedingt jahrelang an einer Platte schrauben muß, damit etwas Gutes dabei herauskommt. Zumindest nicht, wenn mit diesen Leuten ein paar der besten Rockmusiker, die es derzeit gibt, am Start sind.
V/A - Desert Sessions Vol. 9 & 10
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