Musik_Urbs - Toujours le Meme Film

Le Sound des Lebens und der Liebe

Tour de France. Mit lasziver Lässigkeit und viel Gefühl für den richtigen Beat zelebriert Paul Nawrata aka Urbs seine Reise durch Raum und Zeit.    26.04.2005

In der Hose ist jeder ein Franzose. Das gehört dazu zum Großstadt-Groove. Wenn dein Montparnasse in Meidling liegt oder sonst irgendwo weit weg von der Seine, dann kannst du leicht so lässig sein wie Alain Delon, damals als er die Romy zum Weinen brachte. Im Grunde reicht ein schwarzer Anzug mit Krawatte und ein hungriger Blick, der sich in den Haaren einer schönen Frau verliert. Falsche Perlenkette, echtes Cocktailkleid, kann schon sein, daß sie Sex im Schilde führt, aber dir ist das egal, weil selbst die süßeste Sinnlichkeit nur Vorspeise sein kann für das lange Gleiten durch die Nacht. "Toujours le Meme Film" ... immer die gleichen Bilder. Dein Kopfkino rattert unaufhörlich. Das geht schon seit Jahren so. Nur der Soundtrack hat gefehlt. Bis jetzt.

Paul Nawrata (man darf auch Urbs zu ihm sagen) hat begriffen, daß Frankreich in seiner schönsten Form kein Land, sondern ein Zustand ist. Von diesem Verständnis leben seine Lieder. "Toujours le Meme Film" ist ein Soundtrack ohne Film. Eine Zeitreise in eine Vergangenheit, die nie stattgefunden hat. Deshalb paßt es ja so gut, daß gleich die erste Französin, die hier den Mund aufmacht, deutsche Töne trällert, und zwar nicht so wie "Isch bin Winnetou, Äuptling der Apaschen", sondern völlig akzentfrei, weil noch einmal: Die Welt von Urbs ist durch und durch künstlich und gerade deshalb hundertprozentig echt.

Er habe sich von Serge Gainsbourg, Ennio Morricone, Francis Lai, Francois de Roubaix und Alain Goraguer inspirieren lassen, schreibt der Mann, dazu kommt eine Coverversion von Duran Duran. Christine Jones, die etwas ist, was es in Wien eigentlich gar nicht gibt, nämlich Jazz-Diva, singt "The Lord´s Dub", und dann hat auch noch Peter Kruder mitgemischt: Was soll da noch schiefgehen möchte man schreien, aber hinterher ist jeder gescheiter, besonders wenn das Teil schon seit Tagen auf der Power-Playlist im Wohnzimmer steht.

Klar könnte man jetzt von Downbeat, Neo-Chanson, kalkuliertem Kitsch und kühler Melancholie schreiben, aber der Schreiber dieser Zeilen ist ein Mensch, der seine besten Jahre schon hinter sich hat und sich anstrengen muß, bevor er zum Vergnügen kommt, deshalb lassen sie es ihn bitte so formulieren: "Toujours le Meme Film" von Urbs ist perfekte Beischlafmusik. Danke Herr Nawrata. Sie haben mir einen Orgasmus beschert. In den Ohren sowieso. Aber woanders auch.

Peter Krobath

Urbs - Toujours le Meme Film

ØØØØØ


G-Stone/Soul Seduction (Ö 2005)

 

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