The Kills - Midnight Boom
ØØØØ 1/2
Domino/Indigo/Hoanzl (USA 2008)
Ausgerechnet im verflixten siebenten Jahr haben die Kills ihre dritte Platte fertiggestellt. Die ist wie immer dreckig und gefährlich ausgefallen, wartet aber auch mit der einen oder anderen Überraschung auf. 02.04.2008
Seit ihren Anfangstagen sträuben sich The Kills alias Jamie "Hotel" Hince und Allison "VV" Mosshart nun schon dagegen, nur auf ihre Musik reduziert zu werden. Man verstehe sich vielmehr als postmodernes Künstlerkollektiv, wird da gern betont - und darauf hingewiesen, daß man ein Atelier eingerichtet hat, in dem in naher Zukunft Ausstellungen von eigenen Skizzen und Graphiken geplant sind.
Doch das Hauptaugenmerk der englisch-amerikanischen Freundschaft liegt nichtsdestotrotz natürlich immer noch auf der Musik, was bei dem bisherigen Erfolg auch kein Wunder ist. Dennoch war es nach dem in den höchsten Tönen gelobten und auch gut verkauften Zweitling "No Wow" und der Beendigung der dazugehörigen Tour erst einmal still geworden um das Art-Punk-Duo. Aber auch nur fast: Zumindest Jamie Hince kann seit vergangenem Jahr aufgrund seiner Beziehung zu Kate Moss Yellow-Press-Berühmtheit für sich reklamieren.
Schlußendlich fand man jedenfalls doch noch den Weg zurück ins Studio. Der war - wie schon jener für den Vorgänger - ein recht weiter. Eingespielt wurde die Platte nämlich wieder in Benton Harbor am Lake Michigan. Samt einem Ideen-Reservoir, das offenbar so groß war wie der See selbst, machte man sich daran, einen würdigen Nachfolger zu schaffen. "Midnight Boom" nennt sich nun das Ergebnis - und ein "Boom" ist es allemal.
Der Auftakt "U.R.A. Fever", zugleich die erste Single-Auskopplung, hat mit seinen Call-and-response-Sounds schon einmal die Überzeugungskraft eines Vorschlaghammers. Auf "Cheap And Cheerful" werden dann große Dance-Geschütze aufgefahren: Handclaps, Hustgeräusche und hypnotisierende Melodien dürften in Clubs wie in Wohnzimmern zu akutem Bewegungsdrang führen. "I want you to be crazy/Cause you´re stupid baby when you´re sane": The Kills sind hier voll in ihrem Metier. Der dritte Titel "Tape Song" glänzt durch sein spartanisches Sound-Skelett. Beats, die James Murphy von LCD Soundsystem nicht besser hinbekommen hätte, werden hier durch verstörende Gitarren-Riffs ergänzt.
Schon jetzt wird klar: Die Kills sind massentauglicher und poppiger geworden, scheuen auch nicht mehr davor, den einen oder anderen Track mit Ohrwurmpotential aus dem Ärmel zu schütteln. Es wäre aber kein richtiges Kills-Album, würde man darauf nicht die eine oder andere Blues-Referenz finden. "Getting Down" und "M.E.X.I.C.O.C.U." stellen dann auch den dreckigen Höhepunkt von "Midnight Boom" - was übersetzt übrigens soviel wie Nachtschwärmerei heißt - dar. "Last Day Of Magic" bezieht sich danach auf den Roman "Schuld und Sühne" von Fjodor Dostojewski und erinnert an das Sonic-Youth-Meisterstück "Daydream Nation". Ungewöhnliches bekommt man auf "Alphabet Pony" und "What New York Used To Be" serviert: Mehr HipHop und R´n´B denn Garage-Rock sind diese beiden Nummern, was allerdings nicht auf Kosten der Kills´schen Lockerheit geht. Nach knapp einer halben Stunde elektrisierender Songs findet man mit "Goodnight Bad Morning" schließlich noch ein versöhnliches Ende.
"Weniger ist mehr" mag zwar nicht mehr das vorherrschende Motto der Kills sein, doch die teilweise Abwendung vom Minimalismus könnte die potentielle Anhängerschaft eigentlich nur noch größer werden lassen. Und falls das nicht klappt, können Hince und Mosshart ihre kreativen Kräfte ja immer noch in Ausstellungen investieren.
The Kills live: 5. April - Wien/Flex
The Kills - Midnight Boom
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Domino/Indigo/Hoanzl (USA 2008)
Die andauernden Streitereien scheinen beigelegt. Die belgischen Pop-Avantgardisten sind vereint wieder da und schlagen dementsprechend versöhnliche Töne an. Das kann leider schon einmal trivial werden ...
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