Musik_The Jessica Fletchers - Less Sophistication

Blumengewänder statt schwarzer Herzen

So spannend wie die Krimis ihrer Namensgeberin ("Mord ist ihr Hobby"): Das Quintett aus Norwegen kommt mit seinem Retro-Rock-Gemisch aber eindeutig öfter zu Höhepunkten.    18.04.2005

Auch in der skandinavischen Musikwelt, wo die Farbe Schwarz nicht nur auf den Notenblättern und als Haarfarbe dominiert, sondern sich auch bis in die schwermütigen Herzen der unzähligen Metal-Jünger vorgearbeitet hat, haben Blumen das Anrecht auf ein bißchen Farbe. Die Retro-Rock-Combo The Jessica Fletchers nimmt dieses Recht so exzessiv wahr, daß man meinen könnte, sie selbst hätte die ganze Flora und Fauna in Norwegen angefärbelt.

"Less Sophistication" hält sich ganz an das Erfolgsrezept seines Vorgängers "What Happened To The?": Der bunte, psychedelische Sixties- und Seventies-Pop-Rock-Surf-Sound kramt in verstaubten alten Kisten auf dem Dachboden, läßt Flower-Power-Hemden in neuem Glanz erstrahlen und setzt glatten Haaren wieder eine Lockenpracht-Mähne auf. Keine Frage, daß auf jeder einzelnen Schachtel ein sexy Union-Jack-Emblem aufgedruckt sein muß - denn Elemente von den Beatles, den Kinks oder The Who sind an jeder Ecke zu erkennen.

Schrammelnde Hammond-Orgel-Sounds mixen sich hier mit funkigen Gitarrenriffs, wechseln sich mit swingenden, twistenden Beats oder werden von rockigen Rhythmen zurückgedrängt. Die obligatorischen und perfekt zum Sommerwetter-Sound der Austin-Powers-Generation passenden "Uuuuhs" und "Aaaahs" dürfen da nicht fehlen. Bei der Gelegenheit wird auch gleich der Surf-Sound der Beach Boys - wie auf dem Track "Less Sophistication" - ausgiebigst propagiert.

Natürlich zielen The Jessica Fletchers ganz klar auf die archetypische Erinnerung an die peppigen Rhythmen der Pilzköpfe-Ära ab, "Less Sophistication" versucht aber hörbar, den Sound der "guten, alten Zeit" über die Jahrtausendschwelle zu tragen. Die Grundmotive der Songs sind einfach gestrickt, aber wirkungsvoll: "You" arbeitet mit balladesken Elementen am Klavier, die auch John Lennon gutheißen würde, bei "Less Sophistication" mutiert der Flöten-Sound - ähnlich wie bei Jethro Tull - zum Hauptprotagonisten und "Summer Holiday & Me" rockt gehörig. Nur gut, daß die Retro-Rock-Partie ihre "Flower Power" noch in diesem Monat live in unseren Breitengraden verstreut.

Tour-Termine:

18. April 2005 - Linz / Strom

19. April 2005 - Wien / Chelsea

20. April 2005 - Klagenfurt / Pankraz

21. April 2005 - Graz / Arcadium

David Krutzler