Musik_The Blue Nile - High

Der Nil fließt wieder

Innerhalb von 23 Jahren brachte diese Band nur drei Alben auf den Markt - jedes einzelne davon eine Perle ohnegleichen. Ende September erschien nun endlich LP Nummer vier.    03.11.2004

Die schottische Band The Blue Nile gehört zu den ganz wenigen Acts, die es geschafft haben, alle musikalischen Geschmäcker anzusprechen. Neben Stars wie Peter Gabriel oder Sting gehören Elektronik-Fans genauso zu ihrem Gefolge wie Pop-Liebhaber oder Klassikhörer.

Das Trio, bestehend aus Sänger und Songwriter Paul Buchanan, Robert Bell am Baß und Paul Moore am Piano, brachte Ende September mit "High" sein viertes Album auf den Markt - sieben Jahre nach seiner letzten CD. Angekündigt war die Platte schon vor Jahren, doch die Perfektionisten um Buchanan nehmen ständig eine Unmenge Songs auf, die sie dann alle wieder verwerfen, weil sie ihren eigenen Qualitätskriterien nicht entsprechen (eine Technik, die sich so manch andere Band durchaus von ihnen abschauen sollte.)

"Es dauert einfach so lange, bis man perfekte, zeitlose Songs geschrieben hat", sagt Paul Buchanan in einem Interview. "Ich weiß, wie frustrierend das für Blue Nile-Fans sein kann, aber für uns ist es nicht minder zermürbend. Mit 'High' haben wir ein Album aufgenommen, das einfach gut ist."

Diesen Worten kann man vorbehaltslos zustimmen. Die CD schließt musikalisch überraschenderweise nicht an ihren Vorgänger "Peace at Last" an, sondern an den Klassiker "Hats" von 1989. Die experimentelleren Instrumentierungen sind wieder dem klassischen Blue-Nile-Sound gewichen, nämlich simplen, wunderschönen Popsongs, die sich um die Liebe drehen und die Probleme, die man oft mit ihr hat. Harmonische Melodien, viel Klavier, Streicherarrangements und entspannte Beats unterstreichen Buchanans einzigartige Stimme wie eh und je. "An ordinary miracle is all we really need" ist eine Textzeile aus dem Song "The Days of Our Lives" und könnte nicht typischer für Blue Niles melancholische Lovesongs stehen. Eine perfektere Popband hat es nie gegeben und wird es wohl auch nie geben.

Anfang kommenden Jahres wollen The Blue Nile auf eine kleine Tour gehen. Daß diese sie nach Wien führen könnte, ist eher unwahrscheinlich. Aber vielleicht darf man sie zumindest als ein ernsthaftes Lebenszeichen dieser außergewöhnlichen Band sehen, die viel zu wenig veröffentlicht und einen unstillbaren Appetit auf mehr auslöst.

Walter Robotka

The Blue Nile - High

ØØØØØ


Sanctuary (GB 2004)

 

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