Musik_Styrofoam - Nothing's Lost

Auditiver Wärmeschutz

Wenn ein belgischer Elektroniker sein Projekt nach einem synthetischen Dämmstoff benennt, muß es noch lange nicht künstlich klingen - aber wenigstens wärmt es das Gemüt.    06.12.2004

Kann gut sein, daß der Belgier Arne van Petegem alias Styrofoam ob der omnipräsenten in, um und um Weilheim herum stationierten Labelmates wie Lali Puna, Ms. John Soda oder Tied & Tickled Trio bislang etwas untergegangen ist im Kreise der Veröffentlichungen des Berliner Electronica mit Shoegazing-Pop kurzschließenden Labels Morr Music. Damit "Nothing´s Lost" - sein bereits viertes Album - nicht ähnlich unbeachtet bleibt, lud sich der Brüsseler eine hochkarätige Gästeschar ein: Markus Acher (u. a. The Notwist) ist dabei, Lali Punas Valerie Trebeljahr, Alias vom befreundeten HipHop-Querdenker-Label Anticon, die Sänger von Das Pop und American Analog Set und last but not least everybody´s darling Ben Gibbard (Death Cab For Cutie, The Postal Service). Nicht ganz falsch liegt also, wer sich davon einen Schulterschluß von Electronica, Indie-Rock und HipHop erhofft.

Dennoch ist "Nothing´s Lost" noch wesentlich mehr - nämlich eines der unscheinbarsten, wiewohl schlüssigsten, schlichtweg prächtigsten Pop-Alben dieses Kalenderjahrs. Und ein respektabringender Beleg dafür, welch phantastischer Songschreiber in Herrn van Petegem eigentlich steckt. Wie da etwa im Abschlußstück "Make It Mine" eine Unzahl Vokalspuren über epische neun Minuten nebeneinander herlaufen, um sich dann zu einem an Melodiepracht kaum noch zu steigernden Ganzen zu überlagern, das aber zu keiner Zeit überfrachtet klingt - ja, das ist ganz, ganz ausgefuchstes Arrangiertheater. Doch im Grunde könnte man jeden einzelnen der neun melancholiedurchsetzten, auf "Nothing´s Lost" verewigten Songs, die für die Behebung der Wintergräue-Depression geschaffen scheinen wie nichts anderes, lobenderweise erwähnen, wie sie ins Ohr und nicht mehr rausgehen, prächtig sind und mächtig sind in kleinen Gesten und großem Pop, wärmen, wohltun und nicht mehr damit aufhören. Verloren ging hier tatsächlich nichts, was blieb, ist purer Pop. Zum Glück.

Christoph Prenner

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