Anton Bruckner - Symphonie Nr. 4 in Es-Dur "Romantische"
ØØØ
Berliner Philharmoniker
EMI Classics (D 2007)
Sommerzeit ist Festspielzeit - und Festspielzeit ist Erntezeit. Nach diesem Motto lebt die Tonträgerindustrie und verschießt zu allen Festivals die passende Munition aus den Archiven. Da darf natürlich auch der beliebte Sir und Dirigent nicht fehlen ... 30.08.2007
Sir Simon Rattle ist seit der Spielzeit 2002/03 Chefdirigent der Berliner Philharmoniker. Nach seinen Lehrjahren mit dem Bournemouth Symphony Orchestra und dem Birmingham Symphony Orchestra wurde der britische Dirigent so zum künstlerischen Leiter eines der wichtigsten Orchester Europas - nach Meinung vieler sogar der ganzen Welt.
Nur hat Rattle letztlich mit einem großen Akzeptanzproblem zu kämpfen. Hatte es zuvor schon Claudio Abbado schwer, bei diesem Orchester und seinem Publikum zu reüssieren, so ist es Rattle bis heute nicht ganz gelungen, bei den Berlinern Fuß zu fassen. Nach den übermächtigen Vorgängern Wilhelm Furtwängler und Herbert von Karajan wirken alle Nachfolger irgendwie "klein"; Claudio Abbado hat das sehr gespürt und sich nicht zuletzt deshalb vorzeitig zurückgezogen.
Rattle ist unbestritten ein großer Künstler, der stets versuchte (und es heute noch versucht), mit ausgefallenen Veranstaltungen und Projekten junges Publikum für sich zu gewinnen. Taktisch ist das auch überaus klug - vor allem dank der Tatsache, daß er dazu Werke heranzieht, bei denen er nicht so stark mit seinen Vorgängern verglichen werden kann. Anders ist es bei den Neuproduktionen auf CD. Hier drängt sich natürlich gerade bei den Werken, die beispielsweise Karajan unvergleichlich gestaltet hat, der Vergleich auf.
Das gilt auch für die vorliegenden Neuaufnahmen der 4. Symphonie von Anton Bruckner und des "Deutschen Requiem" von Johannes Brahms - beides Werke von Schlüsselkomponisten des Maestro Karajan. Gerade die Totenmesse von Brahms war ein Seelenstück des österreichischen Stardirigenten, und bis heute ist es niemandem gelungen, an dessen monumentale Interpretation heranzureichen. Dasselbe gilt für Bruckners "romantische" Symphonie. Beide Werke interpretiert Rattle sauber, interessant und vielleicht sogar "jugendfrisch". Aber kaum sind sie abgespielt, hat man sie geistig schon wieder ad acta gelegt.
Ganz anders verhält es sich beim CD-Doppelpack der Haydn-Symphonien Nr. 88-92 und der "Sinfonia Concertante". Rattle hat oft bewiesen, daß er auch in Richtung Originalklang unterwegs sein kann (mit The Orchestra of the Age of Enlightenment). Auch mit seinen Berlinern versucht er, die Interpretation in Richtung Originalklang zu drehen, ohne dabei in den zeitweiligen Übertreibungs- und Gestaltungswahn eines Harnoncourt zu verfallen. Beispielsweise hat man die Symphonie Nr. 88 in G-Dur selten so delikat und luftig gehört wie auf dieser CD; zuletzt vielleicht noch in Wien bei Leonard Bernstein.
Während also Bruckner und Brahms Geschmackssache sind, ist diese Haydn-Ausgabe ein unbedingtes Muß.
Anton Bruckner - Symphonie Nr. 4 in Es-Dur "Romantische"
ØØØ
Berliner Philharmoniker
EMI Classics (D 2007)
Johannes Brahms - Ein Deutsches Requiem
ØØØ
Dorothea Röschmann, Sopran
Thomas Quasthoff, Bariton
Berliner Philharmoniker
EMI Classics (D 2007)
Joseph Haydn - Symphonien Nr. 88-92, Sinfonia Concertante
ØØØØØ
Berliner Philharmoniker
EMI Classics (D 2007)
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