Musik_Sibelius - Complete Recordings
Eine superbe Kombination
Leonard Bernstein war nicht nur künstlerisch, sondern auch menschlich unnachahmlich. Das vorliegende Box-Set soll als DAS Vermächtnis des grandiosen Maestros gelten.
05.05.2004
Bernstein spielte zwischen 1986 und 1990 (bis knapp vor seinem Tod) gemeinsam mit den Wiener Philharmonikern die Siubelius-Symphonien 1, 2, 5 und 7 ein. Die Serie begann mit der Symphonie Nr. 2, wobei das Konzert wegen vorübergehender Unpäßlichkeit des Maestros während der Proben fast nicht zustandegekommen wäre. Die Symphonie Nr. 1 war 1990 in der letzten Serie zu hören. Das Ergebnis der Arbeit während dieser vier Jahre ist eine der fulminantesten und berührendsten Sibelius-Interpretationen überhaupt. Obwohl man Bernstein manchmal zu viel Larmoyanz nachsagte (was sowieso Geschmackssache ist) - die Musik des finnischen Komponisten verträgt, ja braucht sogar eine Mahler-mäßige Intensität bei der Aufführung.
Bernstein vermag es, jede Passage, jede Phrase und Note auszukosten und bis in den letzten Ton mit Leben zu erfüllen. Die vorliegende Einspielung ist daher trotz der vielen Spitzenaufnahmen von Karajan, Maazel, Davis & Co mit Abstand die beste und intensivste. Auch ohne die Symphonien 3, 4 und 6 sind mit diesen vier die Spitzenwerke von Sibelius enthalten. Als "Füller" auf den drei CDs hören wir die "Enigma"-Variationen von Edward Elgar und die "Four Sea Interludes" (aus der Oper "Peter Grimes") von Benjamin Britten. Die Britten-Aufnahmen entstanden übrigens in Boston, bei einem der allerletzten Bernstein-Konzerte - ein berührendes Dokument. Auch die "Enigma"–Variationen klingen typisch für den großen Dirigenten: breit, intensiv und sehr gefühlsbetont; die berühmte Sequenz "Nimrod" erinnert wiederum an Mahler. Eine bessere Referenz kann es nicht geben.
Nicht nur, daß die "Collector´s Edition" eine Vielzahl hervorragender Aufnahmen zum günstigen Preis enthält - mit dieser Box erhält die Serie eine gigantische Aufwertung. Unverzichtbar.
Herbert Hiess
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