Musik_Shy - 35 Sommer

Sonniger Power-Pop

"Neben den Schuhen ist mein Platz" tönte es 2001 aus alternativ angehauchten Lautsprechern. Auch seither hat der Schein von Shy seinen Glanz noch nicht verloren.    24.03.2004

Viel zu oft fand sich die Linzer Band Shy von der Musikkritiker-Elite dieses großen und bedeutenden Landes einfach zwischen den Stühlen positioniert wieder. Das Wort Pop ohne irgendwelche Vorsilben wie "Brit-" oder "Elektro-" zu versehen und es ganz allein - auch ohne Verwendung irgendeines Rock-Vokabulars - im Raum stehen zu lassen, hat man abseits von "Starmania" in Verbindung mit einer österreichischen Band fast noch nie gesehen. Shy hätten sich diese Ehre mit ihrem teils grandiosen sechsten Werk "35 Sommer" wahrlich verdient, wiewohl sie dann hierzulande neben alten Schuhen wie DJ Ötzi und Falco wieder einen Platz "neben den Schuhen" finden würden. Schließlich veröffentlichten sie auch schon in Japan Singles und sogar ein Best-of-Album...

Textlich auf dem Höhepunkt ihres Schaffens, tanzen sich Shy - allen voran Sänger Andreas Kump - galant durch das Universum des Pop-Albums. Der Einsatz teilweise richtig lustig-halbaggressiver Gitarren, rasanter Bläsersätze und eines Mini-Chors driftet avantgardistisch zwischen kraftvollen Pop-Sounds und schön gestrickten Midtempo-Songs hin und her. Das ist zwar nichts uneingeschränkt Neues, doch Shy können vor allem mit dem Sympathiefaktor in ihren Songs punkten. "Steh auf, die Sonne hat nach uns gerufen. Sie sagt, sie steht schon die ganze Zeit oben, über den Dächern, über der Brücke, über dem Fluß", heißt es beispielsweise im experimentell klingenden Abschluß-Track "Was für ein Tag". Die erste Single "Durch und durch" überzeugt auf ganz andere Weise, da sich Shy mit ihr auf die Seite der Philosophen schlägt: "Umgeben vom Nichts wird auch das Licht nicht reflektiert, das aus dem Inneren strahlt und sich nirgendwo bricht."

Mit "35 Sommer" ist zwar der Sommer noch nicht ganz ins Herz zurückgekehrt, aber fast. Und Shy ist eine österreichische Pop-Band. Das aber wirklich.

David Krutzler