Musik_Rodney Hunter - Hunter Files

Wiener G´miatlichkeit

Nach über zwei Jahren Arbeitszeit erblickt das Debütalbum des heimischen Sound-Künstlers das Licht der Welt: prolongierter Spaß an funkig-souligen Beats und Grooves.    17.05.2004

In gewisser Weise ist Österreich einfach nur ein kleines "Grätzel": Nicht nur, daß in der Medienlandschaft fast jeder jeden kennt - nein, auch die Musikszene ist sowas wie ein Dorf. Die Essenz dieser Verhaberung ist die Ende der 80er gegründete Wiener HipHop-Band The Moreaus. Was sich daraus (neben Ö3-Airplay und Erfolgen im nationalen Rahmen) entwickeln sollte, darf als "Neue Wiener G´miatlichkeit" in die Annalen eingehen. Die Elektro-Haudegen Peter Kruder und Richard Dorfmeister gründeten mit dem chilligen "Vienna Sound" im Rücken das international anerkannte Label G-Stone, Stefan Biedermann alias DJ DSL avancierte zu einem der besten HipHop-DJs Europas. Und Martin Forster alias Sugar B wurde als Club-Betreiber - unter anderem mit dem montäglichen "Dub Club" im Flex - und erfolgreicher MC bekannt. Fehlt nur noch der ehemalige Bassist der Moreaus: Rodney Hunter.

Dieser mußte erst als Zehnjähriger von den Vereinigten Staaten über das große Wasser nach Europa "ausgeflogen" werden, sozusagen im Austausch für Arnold Schwarzenegger, um im Sandkasten in der Wiener Nachbarschaft Peter Kruder zu treffen. Hunter war bereits als junger Rotzbub in der Punk-Rockkombo Mordbuben AG als Bassist vertreten und entwickelte sich dann zu einem wichtigen Mitglied der bedeutendsten Zelle der Wiener Elektronik/HipHop-Szene.

Nach über zweijähriger Arbeitszeit liegt nun sein Solodebüt vor - die "Hunter Files", logischerweise auf G-Stone veröffentlicht. Natürlich könnte man dem Sound-Tüftler nun in die Schuhe schieben, er hätte ganz arge Erlebnisse er in seinen Songs verarbeitet: den phänomenalen Aufstieg und Fall seines Labels Uptight zum Beispiel, sein für die ORF-Castingshow "Starmania" produziertes Lied "Stars In Your Eyes", oder Geschichten über die Wiener HipHopper Aphrodelics, für die er als Produzent verantwortlich zeichnet. Aber irgendwie funktioniert diese These nicht. "Hunter Files" ist einfach nur voll von gemütlichen Beats, verspielten Sounds, chillig-souligen Funkparts und wunderbar eingesetzten Stimmen. Dabei wechseln sich solide Mid-Tempo-Songs mit treibenden Beats ab, die den Weg in Richtung randvoller Tanzfläche weisen. Die schon reichlich beschriebene Visitenkarte des Sound-Tüftlers, der mittlerweile nach Berlin übersiedelt ist, darf also um einen weiteren Eintrag erfolgreich bereichert werden: Vor kurzem stieg das Album auf Rang 34 der heimischen Verkaufs-Charts ein.

David Krutzler

Rodney Hunter - Hunter Files

ØØØØ


G-Stoned/Soul Seduction (Ö 2004)

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