Richter - Audioexile
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Couch Records/Soul Seduction (Ö 2006)
Nicht jeder Bub, der in der elterlichen Plattensammlung stöbert, entschließt sich, selbst Musiker zu werden. Doch Richter traf diese richtige Entscheidung. 27.10.2006
Richter fand für sein Debütalbum "Audioexile" das passende Label gewissermaßen maßgeschneidert vor der Haustür: Couch Records ist seit seinem Bestehen spezialisiert auf anspruchsvollen Dancefloor, der mittels Gesang durchaus auch im Stande ist, Pop-Apologeten zu begeistern. Das Zentrum dieser interessanten Mischung (Funk, Lounge, Soul, Pop) liegt ausnahmsweise nicht in London, sondern in, ja, Wien.
Richters Stil ist schwer einzuordnen. Er besitzt eine ungehörige Menge Funk, singt softe Lyrics durch den Vocoder, und die beschwingten Midtempi-Drums erinnern am ehesten an zeitgenössische Pop-Virtuosen aus Frankreich (etwa Kid Loco auf seinem grandiosen "Blues Project"). Damit nicht genug, klaut er noch frech Versatzstücke von alten Prince-Alben ("1999"), und auch House à la Daft Punk scheint ihm nicht fremd. Die Roots für Richters eigenständigen Mix liegen laut Presseaussendung in der Schallplattensammlung seiner Eltern. Der Auswahl erwähnter Alben zufolge liegt diese wohl irgendwo in der Mitte zwischen prähistorischem Funkadelic und "Solid Gold"-gefärbtem R&B.
So stolperte er schon als Jugendlicher über Acts wie Stevie Wonder.
Auf "Audioexile" plündert Richter ausgiebig in Wonders Trickkiste. Ob Walking-Baß oder rhythmisch gezupfte akustische Funkgitarre - vieles kommt uns vertraut vor. Doch immer, wenn man sich auf der sicheren Seite wähnt, überrascht er mit strammen House-Beats und Vocoder-Stimme. Das sorgt für Kurzweil und macht "Audioexile" zu einer spannenden Exkursion in die Gefilde jüngerer Dancefloor-Musikgeschichte.
Auch Richters Cover-Artwork ist von einem berühmten Kollegen entlehnt. Wie Ben Harper auf seinem legendären Album "Welcome To The Cruel World" blickt Richter verschmitzt zu Boden, lächelt uns an und zeigt seine gegelte Frisur. Musikalisch steht Richter natürlich nicht in Harpers Lager. Mit ihm verbindet ihn eine andere Gemeinsamkeit: Harper wie Richter sind echte Multi-Instrumentalisten. So spielt Richter etwa Gitarre, Baß und einen Roland Alpha Juno 2 und schafft es auch noch, seine eigenen Arrangements in erstklassiger Qualität abzumischen. Eines sei an dieser Stelle auch gleich verraten: Die Audioqualität von "Audioexile" ist schlicht superb.
Hier ist kein Baß zuwenig, sind keine Höhen zuviel. Ohne Frage kann sich Richter mit den ganz Großen der Branche messen - und es tut gut, zu wissen, daß auch hierzulande ernsthafte Konkurrenten am Werke sind, den phantasielosen Einheitsbrei von Jamiroquai (oder noch schlimmer: St. Germain) mittelfristig zu beenden. Richters Lyrics sind einfühlsam und warmherzig, nette kleine Alltagsgeschichten mit einem Hang zur Melancholie.
Wer das St. Pöltner Wizkid live sehen und hören will, hat Glück. Im Rahmen der Couchnight am 3. 11. im Porgy & Bess gibt sich Richter die Ehre. Hingehen!
Richter - Audioexile
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Couch Records/Soul Seduction (Ö 2006)
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