Musik_Richard Wagner - Tristan und Isolde
Verpatzter Einstand
Traurig, wenn ein mit Spannung erwarteter Opernerstling von unfähigen Tontechnikern kaputtgemacht wird. Damit erwies man dem Dirigenten Christian Thielemann einen Bärendienst.
27.05.2004
Es ist bekannt, daß Live-Mitschnitte aus Opernhäusern stets eine akustische Herausforderung darstellen. Doch was die ORF-Leute hier geliefert haben, ist eine Frechheit; da klingen sogar manche Privatmitschnitte unvergleichlich besser.
Das Orchester wurde zu einem undifferenzierten Klangbrei vermanscht, der Klang ist flach, und gemeinsam mit den Sängern gehen die Instrumente viel zu sehr im Hintergrund unter. Man hat beispielsweise den Eindruck, daß die Harfen irgendwo im letzten Winkel der Kantine zirpen. Wer Christian Thielemann etwas besser kennt, weiß wohl, daß der Mann niemals so planlos dirigieren würde.
Auf Thielemanns (und natürlich auch auf Opernchef Holenders) Kappe geht hingegen die Sängerbesetzung. Deborah Voigt ist eine hervorragende Isolde und Robert Holl ein imposanter König Marke. Über den Rest sollte man sich allerdings in dezentes Schweigen hüllen: Petra Lang tremoliert sich als Brangäne durch die Partie, und Thomas Moser klingt schon im ersten Akt waidwund. Im Liebesduett im zweiten Akt hat er einen vollen Moment, wonach er dann wieder rasch auf ein niedriges Niveau abfällt.
Vielleicht sollte man den ORF-Technikern angewöhnen, in Zukunft mit den Ohren zu hören und sich bei Aufnahmen nicht nach irgendwelchen Parametern und Leuchtzahlen zu richten. Vielleicht könnte man sie auch einmal aus ihrer Aufnahmekabine geleiten und sie im Zuschauerraum plazieren, damit sie einen Eindruck vom wirklichen "Live-Klang" bekommen. Mit viel Glück könnte so irgendwann ein repräsentatives Aufnahme-Team zustandekommen...
So oder so - Christian Thielemanns Einstand auf dem Opernsektor ist mit der vorliegenden Aufnahme leider ziemlich mißglückt. Bleibt nur zu hoffen, daß beim nächsten Mal bessere Arbeit bei der Aufzeichnung geleistet wird.
Herbert Hiess
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