Queens Of The Stone Age - Era Vulgaris
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Interscope/Universal (USA 2007)
Wieder ohne seinen ehemaligen kreativen Gegenpol Nick Oliveri, dafür mit einem halben Bus voller Gastmusiker hat Ober-Königin Josh Homme das fünfte QOTSA-Album fertiggestellt. Es ist erstaunlich ruppig, nichtsdestotrotz aber doch auch wieder ziemlich großartig ausgefallen. 19.06.2007
Nicht wenige Fans der Queens Of The Stone Age trauern auch drei Jahre und zwei Alben nach dessen Hinauswurf immer noch Nick Oliveri nach - und das, obwohl ohnehin allgemein bekannt sein dürfte, daß QOTSA seit jeher eine Homme-Show waren. Die Rede ist natürlich von Sänger und Gitarrist Josh Homme, Oberkönigin und kein Freund Oliveris (mehr). Zweifelsohne hat sich seit dem Rauswurf Oliveris das Band-Klima verbessert, denn ein Unruhestifter war er allemal. Wo ständige Drogenprobleme einst noch in aller Güte geduldet wurden, brachten wiederholte Verdachtsmomente, wonach Oliveri seine Frau mißhandeln würde, 2004 das Faß endgültig zum Überlaufen.
Manche mögen nun sagen, daß das doch keine Rolle spiele, daß Oliveri noch nicht einmal ein außergewöhnlich guter Bassist gewesen sei und ihn sein Nachfolger Michael Shuman mit links ersetzen könne. Aber ein Oliveri ist unersetzlich, weniger aufgrund seines Spiels als vielmehr wegen der Fähigkeit, die Band in neue Richtungen zu führen. Fazit dieses Nachrufs: Oliveri war immer gut und wird wohl auch immer gut sein, ob er nun als amerikanischer Pete Doherty abgestempelt wird oder nicht.
Zwar hat der Verlust Oliveris zwangsläufig dazu geführt, daß eine treibende Kraft verloren ging und die Queens ein wenig an Faszination einbüßten, doch das hinderte sie nicht daran, das ohnehin schon großartige vorige Studioalbum "Lullabies To Paralyze" mit dem soeben erschienenen "Era Vulgaris" noch zu übertreffen. Der bedeutungsschwangere Titel bezeichnet dann auch gleich den Beginn einer neuen Zeit: das Jahr eins im Gregorianischen Kalender. Wie passend.
Am 14. Februar dieses Jahres waren die Queens erstmals mit der Meldung herausgerückt, daß sie wieder im MCA-Studio gewesen seien und die Veröffentlichung eines neuen Albums für Juni anstünde. Noch nichts Spektakuläres eigentlich, wären da nicht auch schon einige große Gastmusiker-Namen gefallen: Trent Reznor, Julian Casablancas von den Strokes, Mark Lanegan und Billy Gibbons von ZZ Top. Am intensivsten beteiligte sich jedoch hörbar Reznor - was auch den Industrial-beeinflußten Sound von "Era Vulgaris" erklärt. Sogar die Ehre, am Titelsong mitzumachen - der es aber paradoxerweise nur als Bonustrack auf das Album geschafft hat - wurde Mr. NIN zuteil.
Und wie hört sich das Ergebnis sonst an? Wo sich der Opener "Turnin´ On The Screw" noch allzu trocken und sperrig durch die Gehörgänge schleppt, folgt mit dem zweiten Track "Sick, Sick, Sick" die Erlösung, die nicht nur musikalisch mit Power aufwartet, sondern auch textlich nichts ausläßt: "Simple as this/I´m in love with the risk" berichtet uns Herr Homme von seiner selbstzerstörerischen Seite, die sich dann auch wie ein roter Faden durch das gesamte Werk zieht. Nach "Misfit Love" - dem wohl besten Song des Albums - kann man sich bei "Make It Wit Chu" für knapp fünf Minuten ausspannen und voller Genuß zuhören, wie der "Desert Sessions No. 9"-Klassiker "I Wanna Make It Wit Chu" weiterentwickelt wurde. Beim Intro zur ersten Single-Auskopplung "3´s & 7´s" besteht dann leichte Verwechslungsgefahr mit "Smells Like Teen Spirit", obwohl der Song selbst so gar nicht nach Teen Spirit riecht: "Lie, lie, lie to my face/Tell me it ain´t no thing/That´s what I wanna hear". Ein Highlight - und nicht das letzte, wie das staubige "Run Pig Run" zum Ende hin beweist.
Nach anfänglichen Zweifeln und einem mäßigem Opener begibt sich "Era Vulgaris" also doch noch auf das Niveau seiner Vorgänger. Auch wenn neue Richtungen eingeschlagen werden, kann man QOTSA schon lange nicht mehr in die Stoner-Rock-Schublade zwängen. Und man hört, daß ihnen das erneute Freischwimmen von Genre-Konventionen auch diesmal wieder gut getan hat.
Zur Zeit touren die Queens durch Europa, wo sie am 19. Juni (also heute) auch in der Wiener Arena Station machen werden. Wenn das kein Grund zur (Vor-)Freude ist ...
Queens Of The Stone Age - Era Vulgaris
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Interscope/Universal (USA 2007)
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