Puddle Of Mudd - Life On Display
ØØØ 1/2
Inerscope/Universal (USA 2003)
2003. Neo-Grunge ist tot. Ganz und gar? Nein. Denn während die meisten aufs MTVIVA-Publikum schielen, macht eine Band ein introvertiertes Album, mit dem keiner rechnen konnte. 17.12.2003
Kurt Cobain und Layne Staley haben es nicht leicht - müßten die beiden doch ständig in ihren Gräbern rotieren wie die Helikopter, wenn sie wüßten, was heutzutage im Namen ihres musikalischen Vermächtnisses so alles auf den Markt geworfen wird.
Wir schreiben das Jahr 2003. Nirvana sind seit fast zehn Jahren Geschichte, und die beste Zeit von Alice in Chains liegt fast genausolange zurück. Wir schalten MTV ein und hören: Nickelback, unerträgliche Macho-Stadion-Rocker mit Mainstream-Appeal, die früher von sich behauptet haben, Grunge zu machen. Oder auch: Staind, mit ihrer letzten Platte noch große Hoffnungsträger, heute eher mittelmäßig-durchschnittliche Ich-heule-weil´s-mir-so-schlecht-geht-Combo, die Alice in Chains eher parodieren als imitieren. Sollten Puddle of Mudd mit ihrem neuen Album "Life on Display" wirklich die berühmte Ausnahme von der Regel sein?
Ja. Sind sie. Aber warum? Aus mehreren und recht einfachen Gründen: weil die Akustikgitarren genau da sind, wo sie hingehören, weil es kracht, wo es krachen sollte, weil Cobain-Doppelgänger Wes Scantlin intuitiv genau die richtige Mischung aus gepflegtem Leiden, Langeweile und gemäßigter Wut in seinen Gesang legt, und vor allem, weil die meisten Songs - ohne konstruiert oder zwanghaft zu wirken - eben jenen Geist der frühen 90er zumindest teilweise einfangen, der das Genre ausgemacht hat und den man bei den meisten anderen Neo-Grunge-Truppen so schmerzlich vermißt.
Schon die erste Single "Away From Me", offensiv am Anfang des Albums plaziert, macht klar, daß Puddle of Mudd es diesmal wirklich wissen wollen. Der Song ist ein nicht ganz einfach greifbarer, mit verzerrten Mollakkorden ausgestatteter Grunge-Bastard, der nach ein paar Durchläufen nur schwer wieder loszuwerden ist. Danach gibt´s wechselnd Akustikgitarren zu melancholischen Songs ("Change My Mind" oder auch "Think"), teilweise unkonventionell rockende Tracks ("Nothing Left to Loose" oder "Already Gone") und solide Nummern, die das Rückgrat der Platte bilden (wie etwa das unterschwellig rockende "Heel Over Head" oder das etwas poppige "Spin You Around"). Außerdem sind vor allem Songs wie der Siebenminüter "Time Flies" und das emotional enorm aufgeladene "Cloud 9" besonders bemerkenswert, weil sich hier zum einen die Vielfalt der Band zeigt und zum anderen klar wird, daß sie sich wirklich in allen ihren verschiedenen Ausprägungen deutlich weiterentwickelt hat.
Alles in allem muß man Puddle of Mudd für ihre bisherigen Verhältnisse einen großen Entwicklungssprung bescheinigen. War "Come Clean" noch ein jugendlich-ungestümes Pop/Rock-Album mit ein paar Grunge-Anleihen, so ist "Life on Display" das emanzipierte, ehrliche, solide und erwachsene Zweitwerk, das bei einer richtigen Entwicklung folgen sollte. Ob die Band sich kommerziell mit dieser auch etwas düsteren Scheibe selbst einen Gefallen tut, bleibt natürlich fraglich. Trotzdem oder auch gerade deswegen ist ihre Neue eine Platte geworden, für die man sich auch als Nirvana-Fan oder reiner Nostalgiker keineswegs schämen muß. Ziemlich empfehlenswert, wenn auch nicht ohne Einschränkungen.
Puddle Of Mudd - Life On Display
ØØØ 1/2
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