Pietro Mascagni - L´amico Fritz
ØØØ 1/2
Deutsche Grammophon/Universal (D 2009)
Roberto Alagna, Angela Gheorghiu, Laura Polverelli u. a.
Chor und Orchester der Deutschen Oper Berlin/Alberto Veronesi
(Photo © Jeanette Handler)
Operngesamtaufnahmen sind heute aufgrund diverser angeblicher und echter Krisen eine Seltenheit - und dann noch meistens inferior. Ganz anders die Neuerscheinung von Mascagnis Oper bei der Deutschen Grammophon. Da beweisen ein phänomenales Sängerpaar und ein anständiges Ensemble, wie man eine banale Handlung mit einer nicht viel besseren Musik zu einem Großereignis machen kann. 02.11.2009
Pietro Mascagnis Oper wurde in Rom am 31. Oktober 1891 uraufgeführt; um dieses Jahr herum hat Giacomo Puccini auch seine Opern "Le Villi", "Edgar" und "Manon Lescaut" herausgebracht. Im Vergleich zu Puccinis Werken ist Mascagnis Oper eher schwach. Wenn man bedenkt, daß nur ein Jahr zuvor die geniale "Cavalleria Rusticana" in Rom uraufgeführt wurde, kann das Werk überhaupt nur als schwacher Abklatsch gesehen werden. Die "Cavalleria" ist sozusagen ein reines "Schlager-Potpourri", während aus "L´amico Fritz" gerade einmal das Intermezzo vor dem dritten Akt und das "Kirschenduett" aus dem zweiten bekannt sind.
Die Handlung ist eher banal und rasch erzählt. Sie spielt im Elsaß, wo der Großgrundbesitzer Fritz als ewiger Junggeselle eine Wette abschließt, daß er unverheiratet bleiben wird. Dann lernt er jedoch Suzel, die Tochter eines Pächters, kennen und verliebt sich in sie. Doch es kommt, wie es kommen muß (wie sollte man sonst auch drei Akte füllen?): Die üblichen Probleme tauchen auf, als sich Fritz an die Wette erinnert und Suzel abweist. Doch er kann sich nicht mehr von ihr lösen, während sich die unglückliche junge Dame von ihrem Vater einem anderen Mann versprechen läßt. Natürlich gibt´s dann doch ein Happy-End, und die beiden kommen zu guter Letzt zusammen.
Das Sänger-Ehepaar Roberto Alagna und Angela Gheorghiu macht selbst so eine banale Oper zu einem Großereignis. Wenn die beiden gemeinsam auf der Bühne stehen, sind angebliche "Traumpaare" wie Netrebko und Villazon schnell vergessen. Alagna schafft die mehr als anstrengende Partie - er steht bei allen drei Akten fast ständig auf der Bühne - souverän; Gheorghiu steht ihm um nichts nach. Es ist faszinierend zu hören, wie die zwei Sänger einander aufschaukeln und ihre Emotionen ausbrechen lassen. Alberto Veronesi ist ein braver Dirigent und führt die Solisten und das Ensemble der Deutschen Oper Berlin in der konzertanten Aufführung recht ordentlich durch die drei Akte. Warum die Plattenfirma aber keinen Star-Dirigenten vom Format eines Riccardo Chailly engagiert hat, bleibt ein Rätsel - hier wurde am falschen Platz gespart. Ein Spitzen-Maestro und ein anderes Orchester hätten die Aufnahme zu einem echten Reißer machen können.
Obwohl die vorliegende Oper als Werk nicht wirklich viel taugt, ist sie von den künstlerischen Leistungen her auf jeden Fall ein Muß für Freunde erstklassiger Sangeskunst.
Pietro Mascagni - L´amico Fritz
ØØØ 1/2
Deutsche Grammophon/Universal (D 2009)
Roberto Alagna, Angela Gheorghiu, Laura Polverelli u. a.
Chor und Orchester der Deutschen Oper Berlin/Alberto Veronesi
(Photo © Jeanette Handler)
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