Petsch Moser - Die Stellen
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Masterplan Records/Trost (Ö 2004)
Vier Niederösterreicher verpacken hier Geschichten teils banaler Natur. Und doch wird die lyrische Seele des Hörenden mit wunderbaren Momenten und elegischen Bildern erfüllt. 04.05.2004
Vor über zwei Jahren traute sich "Rondo", das Freitags-Supplement der lachsrosa Tageszeitung "Der Standard" drüber, Petsch Moser als "Wiens unpeinliche Antwort auf Tocotronic ohne den Anbiederungsschmäh von Heinz" zu bezeichnen. Sei´s, wie es sei: Ein kleiner Hauch von Indierock, der vielleicht noch deutsch gesungen wird, und die Schublade der "Hamburger Schule" ist - leider - sehr weit offen. Die Herren Lukas Filipek, Andreas Remenyi, Christian Stangl und Piotr Szwarczewski aus Niederösterreich sind sich dieser Sachlage wohl genau bewußt und spielen das Thema auch im Opener "Vogelfrei" an. Dann aber stopfen sie alte Socken, ausgedehnte Unterhosen und Ruderleiberln in diese Lade anstatt sich selbst.
Jetzt ist das dritte PeMo-Album da - 13 Songs verpackt in Geschichten, mit unglaublicher Ästhetik in den Songs, obwohl sie so unfertig und dann doch wieder rund klingen. Eigenständig und bodenständig steht das Ding - das "Die Stellen" heißt - auf allen vieren da, so selbstbewußt, daß man nicht einmal die schrillen und verzerrten hohen Töne der E-Gitarren aus den Nummern "herausoperiert" hat. Und mit Highlights zwischen Mundharmonika, akustischen wie elektrischen Klängen, Tränen und Pogo-artigen Freudentänzen nur so gespickt.
"Die Stellen", nach dem Start im Herbst 1995 und dem selbstproduzierten und -vertriebenen Debütalbum "Bitte Sweet Me" (1999), ist mit "Von Städten und Bäumen" (2002) bereits das zweite Ding, das in den Händen von Masterplan-Records-Chef Sebastian Brauneis gereift ist. Genau wie der Vorgänger besticht es vor allem im Mikrokosmos: Die experimentelle, nach vorne preschende Single "Bastard" wirft sich da zum Beispiel mit voller Wucht in die sanfte, fast zerbrechliche Stimme des Tracks "Fehler" hinein. Die mit den Sinusschwingungen des Herzens spielende Ballade "Autobahn" verwirft sich wiederum zum Ende hin mit sich selbst und schlägt im Finale grande rockige Wellen.
Das mit einer geraden Baßlinie unterlegte anrüchigste "Liebeslied" der Musikgeschichte hebt sich von der gesamten CD als alles überragender rosaroter Eisberg ab: "Weil mir dein Erdbeermund so schmeckt, du bist perfekt" heißt es da in zweideutigen Anspielungen, die vor Charme und Esprit nur so sprühen. Fette Sound-Wälle und Mundharmonikaeinlagen umrunden die zitierfähige Nummer "Lächeln": "Und es wird klar, die schlechten Zeiten sind längst schon überstanden" ist möglicherweise ein gestohlener Satz, wurde aber noch nie so schön optimistisch und mit voller Inbrust geschrien. Der "Vorhang" fällt mit dem gleichnamigen Track nach nur knapp 47 Minuten - der einzigen Schwäche des Albums - und hinterläßt eine melancholisch bedrückte Grundstimmung. Die läßt sich aber leicht umgehen, indem man sofort wieder auf den Play-Button des CD-Geräts drückt.
Zum Glück singen Petsch Moser gleich selbst über die Dinge, die man ihnen am liebsten anhängen möchte: "Ich schätze ihre Lieder, ihren Stil", meinen sie in "Vogelfrei". So gesehen würde der Autor dieser Zeilen mit Verlaub seine Unterschrift lieber unter diese Worte als unter die "Standard"-Erklärung setzen.
Petsch Moser - Die Stellen
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