Orson - Bright Idea
ØØØ 1/2
Mercury/Universal (GB 2006)
Es war einmal ein Songwriter, der auf der Suche nach Musikern und einem passenden Namen in Hollywood fündig wurde. Wo ließe sich Erfolg auch besser lernen? 29.08.2006
Warum Orson sich Mr. Welles zum Namenspaten gewählt haben, erklärt Sänger und Songwriter Jason Pebworth gern folgendermaßen: "Orson Welles war ein Querdenker, jemand, der sich nichts gefallen ließ und sich damit viele Feinde gemacht hat. Und doch hat sich gezeigt, daß er mit seiner Herangehensweise genau richtig lag. Seine Werke sind seit Jahrzehnten Klassiker!"
Diese Aussage zeugt von der Band-internen Hoffnung, über die allernächste, werbegestützte Zukunft hinaus erkannt und um ihrer Musik willen geschätzt zu werden. Die Chancen stehen nicht einmal so schlecht: Bislang bewiesen die Musiker aus L. A. ein feines Gespür dafür, zum richtigen Zeitpunkt am wichtigen Ort zu sein, um sich selbst Möglichkeiten aufzutun.
Schon ihr erster veröffentlichter Song "No Tomorrow" wurde von britischen Radiostationen aufgegriffen. Mit ihrem Live-Debüt während des "In The City"-Branchentreffs auf der Insel erspielten sie sich ohne Umschweife einen Vertrag bei Universal und bewiesen damit gleichzeitig, daß sich Auswandern lohnt.
Pebworth faßt den Orson-Stil ganz richtig und knapp als "Two Guitar Power Pop" zusammen. Mit der ein wenig ausführlicheren Definition "Rock´n´Roll, zu dem auch Frauen auf die Tanzfläche rennen" verfehlt er jedoch das Ziel. Die Tanzaufforderung ist zwar deutlich, aber nicht zwingend. Paul Rees vom Magazin "Q" sieht die Stärke von Orson in "einer ganz simplen Tatsache: sie schreiben grandiose Songs."
Grandiose Songs? OK, im Kern liegt er damit sogar richtig. Leider wird in den Refrains aber oft genug zuviel Trara um den Sound gemacht; Gitarrenwellen schwappen über dem Gesang zusammen und spülen etwas fad schmeckende Theatralik an die Oberfläche. In den Strophen ist Melodie Trumpf, dazwischen wird für eine im Sommer geplante Veröffentlichung dann doch ein wenig zu opulent aufgetragen. Andernorts heißt das Stadionkompatibilität - und so schießen die Wahlbriten gleich einmal den Klang für Eröffnungsfeiern in größeren Arenen vor.
Auf ihr Debüt packen Orson Songs, die die Vorfreude auf den Sommer schüren. Wenn er aber erst da - oder eventuell schon wieder vorbei - ist, wirkt ihr Stil, auf Albumlänge gezogen, ein Quentchen zu schwülstig, um bei wiederholter Anwendung erfrischend zu sein.
Orson - Bright Idea
ØØØ 1/2
Mercury/Universal (GB 2006)
Thomas Hansen hat den Heiligenschein wieder hervorgeholt und aufpoliert. Der Norweger nimmt sich Zeit zum Erzählen von Geschichten, die der Nachdenklichkeit genug Raum und der Melodie ausreichend Auslauf bieten, um in Schwung zu kommen.
Seit 2002 geben vier Schwedinnen leise Laute von sich. Schlicht und bescheiden schwelgen sie in wohliger Traurigkeit, um gleich darauf mit einem Hochgefühl aufzuerstehen.
Für ihre Ausdauer beschenken sich die Lassos mit eigenen Songs und legen nach elf Jahren Band-Geschichte ihr drittes Album vor. Motto: wie früher, aber anders.
Melodienmangel und Ideenlosigkeit sind für ihn ebenso Fremdwörter wie Schreibblockaden. Auf seinem aktuellen Album übt Will Oldham sich in der Kunst des Loslassens.
Die Schweden machten nicht nur durch ihre Musik, sondern auch durch rotzfreche Vergleiche auf sich aufmerksam. Der naive Übermut ist weg - aber goschert sind sie heute noch.
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