Optimo - How to Kill the DJ (Part Two)
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Tigersushi (F 2004)
Das essentielle Überlebenspaket gegen momentane Krisen, Flauten und Fadessen ist eine genial sinnenfreudige Doppel-CD aus dem Hause Tigersushi. 10.01.2005
Pure Vernunft darf niemals siegen, singen Tocotronic in beherzter Widerstandskämpferhaltung. Ebensowenig die derzeitigen Depressionsbürokraten. Und 2005 dürfen auch der seelenlose Feelgood-Raver, der spaßfreie Formalpurist und all jene, die ständig nach dem Neuen rufen, ohne auch nur ansatzweise zu wissen, was das überhaupt sein soll, endgültig abdanken. Damit ist jetzt Schluß. Das Neue ist das Alte ist das Neue ist das Alte und es kann auch mal gutgehen, wenn sich die Geschichte wiederholt. Allerdings muß sie dabei von tumben Ideologien und Nostalgiekitsch bereinigt und ins richtige Koordinatensystem gerückt werden, sonst bewegen wir uns im peinigenden Teufelskreis ewiger Revivals und Epigonen. Einen echten Ausweg zeigt die grandiose Mix-Compilation "How to Kill the DJ (Part Two)" von Optimo, wohinter sich das DJ-Duo Jonnie Wilkes & Keith McIvor (alias JG Wilkes and JD Twitch) aus dem legendären Sub Club in Glasgow verbirgt. Den ersten Teil der Kill-Serie produzierte übrigens der neue bärtige Electro-Szene-Darling Ivan Smagghe. Zur Kill-The-DJ-Posse gehören u. a. Chloé Clement, Joakim, K.I.M., Sir Alice und Tiga und alle zusammen wiederum zum Pariser Label Tigersushi, sicher eines der interessantesten Labels zur Zeit. Das vorliegende Doppel-Werk besteht aus zwei Teilen. Auf der ersten CD mixen Optimo 75 Minuten lang ausgewählte 80ies-Klassiker mit aktuellen Soundgods der Gegenwart in bewährter Mash-up-Manier zu einer ungemein eingängigen Mischung aus Electro, House, Pop und Rave, die schon beim ersten Hören den inneren Discotänzer reanimiert. Lob verdienen die beiden Plattenexperten für die Tatsache, daß sie dabei den Beat-Holzhammer zu Hause lassen und auf feinfühliges Mixkunsthandwerk setzen. Genauso dafür, daß sie bis auf einen Ausrutscher (Grauzone) ausschließlich pophistorisch relevante und einflußreiche Tracks (Gang of Four! The Stranglers! Suicide!) mit Größen wie Ricardo Villalobos, Carl Craig oder Akufen zu einem neuen Ganzen zusammenschmieden, das nebenbei auch Sinn ergibt, weil man hören kann, wo Shooting Stars wie Franz Ferdinand oder The Rapture all ihre tollen Töne und Ideen her haben. Intelligente Irritationen im superben, dance-orientierten Set, die bereits auf Teil 2 verweisen, sind ein die Beach Boys singender Kinderchor und ein feiner Soul-Song von Love. Denn die zweite, "Espacio" genannte CD enthält gefühlvolle Balladen und beherztes Americana-Liedgut von musikalischen Einzelkämpfern und Querköpfen, die zum Großteil - und hier ist der zweite Bezug zur Historie - auch in den Achtzigern kultische Verehrung genossen. Kraft- und seelenvolle Meisterwerke von Lee Hazlewood, Hasil Adkins, den Creepers und die geniale Kraftwerk-Coverversion "The Model" des rumänischen Balanescu Quartets fügten die Optimo-DJs zu einem traumwandlerisch schönen Poesiealbum, das beweist - Pathos ist der bessere Chillout. Helden, DJs und Idole killen Twitch und Wilkes keine - ganz im Gegenteil, und das ist gut so. Essentiell.
Optimo live:
Sa, 19. 2. 2005, Fluc Mensa/Wien (@ Private Dancer Special)
Optimo - How to Kill the DJ (Part Two)
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Tigersushi (F 2004)
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