Oomph! - Wahrheit oder Pflicht?
Ø
Gun/BMG (Deutschland 2004)
Auch wenn sie einst Vorreiter der Elektro-Rock-Szene waren und schon Stakkato-Riffs produzierten, als Ramstein noch eine Flugzeugbasis war, ist diese Platte eindeutig B-Ware. 07.04.2004
"Oomph! waren mal ´ne gute Band."
Wenn man diese an sich relativ polemisch-simple und doch mehr als wahre Aussage in ihre Bestandteile zerlegt, steht man eigentlich exakt am Ausgangspunkt für das neue Album der Braunschweiger Formation. Erinnert sich noch jemand an "Plastik"? Oder gar an "Unrein" und die noch älteren Sachen? Jene Alben, die Innovationen schufen, von denen deutsche Bands noch heute leben? Nein? Ihr kennt nur Rammstein und den neuen Joachim Witt? Gut so, dann sind ja alle Vorraussetzungen geschaffen, um diese mehr als peinliche Scheibe zum Hit zu machen.
Oomph! sind vielleicht indirekt verantwortlich für Rammstein, und das wäre auch noch nicht schlimm. Was die Sache aber wirklich traurig macht, ist die Tatsache, daß sie heute schon ihren Stil von den Epigonen klauen müssen, um als zweitklassige Band der unsäglichen "Neue Deutsche Härte"-Liga auftreten zu können. Daß ihre Texte leider nicht einmal das wenigstens irgendwie noch minimalistisch-skurrile Niveau von Rammstein erreichen können, und daß sie mit einem Song, der auf einem Kinderreim basiert und qualitativ stark gegen Null strebt, auf Platz eins der deutschen Single-Charts gelandet sind, ist ebenfalls recht tragisch. Aber halt, nein, letzteres spricht ja, bis auf die Qualität der Musik, die bei dieser Scheibe aber sowieso indiskutabel ist, nicht wirklich gegen die Band, sondern für das Konzept, das sich hier jemand ausgedacht hat, und leider auch wieder einmal gegen die Intelligenz der deutschen Musikkonsumenten.
Warum hier von der eigentlichen Musik, von dem, was ein Album ausmacht, bisher gar nicht die Rede war? Weil sie, um eine Antwort zu gebrauchen, die dem textlichen Niveau der belanglos vor sich hin plätschernden Rock-Industrial-Tracks, die zum einen Ohr rein und zum anderen wieder rauspfeifen, entspricht. Sie ist schlicht und einfach nicht der Rede wert und beleidigt die Intelligenz eines jeden, der mehr als nur die aktuellen Charts als musikalischen Horizont besitzt.
Und so bleibt der Eingangssatz paradoxerweise im Endeffekt leider auch der, der diese Platte am treffendsten beschreibt, auch wenn selbige in ihm gar nicht auftaucht: Ja, Oomph, das war wirklich mal eine gute Band. Pflicht: Augen zu und durch, ohne mit der Wimper zu zucken. Wahrheit: Dieses Album macht wütend, wenn man die alten Sachen kennt.
Oomph! - Wahrheit oder Pflicht?
Ø
Gun/BMG (Deutschland 2004)
Jahrelang nur ein Gerücht, jetzt real: Das deutlich elektronisch orientierte Debüt des Deftones-Nebenprojekts wirft Fragen auf, beantwortet diese nur notdürftig und ist daher interessant.
Blackmail-Sänger Aydo Abay ist offenbar in Arbeitswut verfallen und wirft gleich zwei Platten seines Nebenprojekts auf den Markt. Zumindest beim "richtigen" neuen Album stimmt die Qualität.
Die New-Metal-Chamäleons versuchen auf ihrem Drittwerk die bisherigen Ausflüge in progressiven Rock und Metal zu einem schlüssigen Gesamtkonzept zusammenzuführen. Mit Erfolg.
Ist es der zuvor erfolgte Ausstieg von Bass-Weirdo Nick Olivieri, der diese Platte zum qualitativen Zwitter macht? Schwer zu beurteilen. Genauso wie dieser Langspieler.
Wem die Funkstille Meshuggahs schon zu lange dauert, dem könnte diese Platte die Durststecke verkürzen. Fünf Norweger kombinieren die Attitude von Rush mit Mudvayne-Gitarren.
Durch Rekombination von Rock-Elementen entschweben T.O.D. berechenbaren Sphären. Eindrücke vom Weg zur Spitze.
Kommentare_