Neujahrskonzert 2009
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Wiener Philharmoniker/Daniel Barenboim
Universal/Decca (D 2009)
Daniel Barenboim zelebrierte das Neujahrskonzert 2009 mit den Wiener Philharmonikern. Während das Orchester meisterhaft den Anweisungen des Maestros folgte, zeigte der, daß man trotz superben Dirigats in Wien rasch aufs Glatteis geführt werden kann. 26.01.2009
Rezensionen über das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker auf Tonträger kommen so zahlreich und pünktlich wie die Scheibe am Tag nach Dreikönig. Interessant dabei ist, daß die Dirigenten doch immer wieder Facetten liefern, die einen Bericht wert sind. Heuer war der in Argentinien geborene Israeli Daniel Barenboim an der Reihe, der schon seit vielen Jahren eng mit den Philharmonikern zusammenarbeitet. Ob man den Maestro dabei als dirigierenden Pianisten oder als klavierspielenden Dirigenten bezeichnet, bleibt Geschmackssache.
Unbestritten ist, daß er mit dem Orchester gut umzugehen weiß, genau und akribisch probt und seine Vorstellungen auch umsetzen kann. Leider beschleicht einen beim Hören der CD das Gefühl, daß etwas Wichtiges fehlt. Obwohl alles perfekt gespielt und musiziert ist, fehlt der berühmte "Schmiß" oder "Weaner Schmäh". Ob manche Walzer, Polkas oder der berühmte Einzugsmarsch aus dem "Zigeunerbaron" - man vermißt das Temperament und das Tänzerische. Ebenso eigentümlich mutet die Polka "Unter Donner und Blitz" von Johann Strauß´ Sohn an, der es am brodelnden Gefühl mangelt, wie sie es seinerzeit unter Karajan, Kleiber oder Maazel noch hatte.
Barenboims Stärke hingegen lag diesmal eindeutig in den elegischen und melancholischen Passagen, etwa bei der grandiosen Einleitung der "Zigeunerbaron"-Ouvertüre oder zum "Sphärenklänge"-Walzer. Nur bei der Coda der "Alexandrinen-Polka" paßte die Mahlersche Breite nicht wirklich zum Werk.
Die Wiener Philharmoniker spielten sich bei dem Konzert nichtsdestotrotz in einen geradezu symphonischen Klangrausch; herausragend waren die diversen Oboensoli von Martin Gabriel und das Hornsolo von Wolfgang Tomböck jun. in der "Abschiedssymphonie" von Joseph Haydn. Es ist bewundernswert, wie man nach so einem anstrengenden Programm am Schluß des offiziellen Teils noch so ein Bravourstück hinlegen kann.
Eine Premiere gab es im Orchester auch am Konzertmeisterpult: Erstmals saß die neue Konzertmeisterin der Staatsoper am 1. Pult neben Rainer Küchl.
Insgesamt war das Programm recht interessant; angefangen von der Ouvertüre zu "Eine Nacht in Venedig" (übrigens in der Berliner Fassung, als Referenz auf den musikalischen Schwerpunkt des Dirigenten) über "Rosen aus dem Süden", dann drei Stücke aus dem "Zigeunerbaron" bis hin zum "Sphärenklänge"-Walzer von Joseph Strauß und als Zuckerl dem Finalsatz der "Abschiedssymphonie" von Joseph Haydn, dessen 200. Todestag man 2009 begeht.
Schade nur, daß Barenboim nicht alle seine Klangvorstellungen in die Tat umsetzen konnte. So bleibt dann nach dem Hören der CD doch ein etwas schaler Nachgeschmack zurück.
Neujahrskonzert 2009
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Wiener Philharmoniker/Daniel Barenboim
Universal/Decca (D 2009)
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