Neujahrskonzert 2007
ØØØ
Deutsche Grammophon (D 2007)
Werke von Johann Strauß Vater und Sohn, Josef Strauß, Joseph Hellmesberger Jun. und Eduard Strauß
Wiener Philharmoniker/Zubin Mehta
Photo: Terry Linke
Maestro Zubin Mehta dirigierte zum vierten Mal das mediale "Weltereignis". Leider trifft diese Bezeichnung mehr auf die mediale Verbreitung als die musikalische Qualität zu. 22.01.2007
Der indische Star-Dirigent Zubin Mehta wird von vielen Philharmonikern als sympathischer Freund und nicht als insistierender Verfechter seiner musikalischen Ideen angesehen. So laufen auch die Proben freundschaftlich und nett ab - was sich nicht immer positiv auf das künstlerische Resultat auswirkt.
Im Vorjahr konnte der lettische Maestro Mariss Jansons den musikalischen Jahreswechsel zelebrieren, was auch nicht nur Freude bereitete; doch im Vergleich zum diesjährigen war das Konzert sowohl live als auch auf Tonträger eine Sternstunde. Mehta kämpfte mit dem eher langweiligen Programm, und die paar "Reißer" wie die "Waldmeisterouvertüre" oder den "Delirien-Walzer" hatte man schon weit besser gehört. Bei diesem Walzer hüpfte der Dirigent geflissentlich über viele tiefgängige Passagen hinweg, die zum Beispiel Herbert von Karajan 1987 phantastisch zelebriert hat.
Einige der Stücke waren schon lang nicht mehr zu hören bzw. überhaupt Novitäten. Da bewies etwa der Walzer "Flattergeister" von Josef Strauß, daß dieser vielfach seine Verwandten Johann Vater und Sohn übertraf. Das Tanzstück ist voll von musikalischen Einfällen auf höchstem Niveau - angefangen von der Einleitung über die einzelnen Walzer bis hin zur Coda. Schade halt, daß Mehta und das Orchester hier nicht besonders tiefgängig waren. Auch bei der großartigen "Moulinet"-Polka von Josef Strauß hatte man immer noch Carlos Kleiber im Ohr, der daraus ein Stück der Sonderklasse machte. Recht erfreulich war dafür das Stück "Erinnerung an Ernst" von Johann Strauß Vater (mit dem Paganini-Motiv für "Ein Hund kam in die Küche"), wo viele Philharmoniker auftrumpfen konnten (vor allem der grandiose Piccolo-Flötist).
So ist das Ergebnis musikalisch bestenfalls als Dokument für die Archive geeignet - die bald erscheinende DVD bietet zumindest optisch schöne Eindrücke, wie etwa vom herrlichen Schloß Hof im Marchfeld. Die Motive paßten bestens für den "Dynamidenwalzer" (der übrigens die musikalische Vorlage der Walzerfolge im "Rosenkavalier" von Richard Strauss war).
Um ein wirklich grandioses musikalisches Ereignis zu erleben, muß man wahrscheinlich noch beinahe ein Jahr warten. Dann wird nämlich der 83jährige französische Maestro George Pretre den musikalischen Jahreswechsel dirigieren ...
Neujahrskonzert 2007
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Deutsche Grammophon (D 2007)
Werke von Johann Strauß Vater und Sohn, Josef Strauß, Joseph Hellmesberger Jun. und Eduard Strauß
Wiener Philharmoniker/Zubin Mehta
Photo: Terry Linke
Hören darf man heuer auch ganz ohne Maske. Grund genug für den EVOLVER-Klassikexperten Herbert Hiess, seine Musiktips für die Weihnachtszeit unter den virtuellen Christbaum zu legen.
Nicht nur Thomas Angyan, der zukünftige Ex-Chef des Wiener Musikvereins, hätte sich den Abschluß seiner Karriere - ebenso wie Staatsoperndirektor Dominique Meyer - anders vorgestellt. Wie so viele Kulturschaffende gingen beide der angeblichen Pandemie in die Falle.
Wer Rudolf Buchbinder ist, braucht man eigentlich niemandem mehr zu erklären. Der sich im 74. Lebensjahr befindende Star-Pianist ist in Kulturkreisen weltweit ein Begriff - und vor allem in Sachen Beethoven eine Kapazität, an der man nicht vorbeigehen kann und darf.
Pech oder Schicksal - wie auch immer man es bezeichnen mag: Daß die großartige Berliner "Carmen" schon nach der zweiten Aufführung von Amts wegen gestoppt werden musste, hätte sich niemand gedacht. Jetzt kann man sie wohl einige Zeit nur als Stream oder Aufzeichnung betrachten. Die Staatsoper unter den Linden zeigt mit ihr jedenfalls, daß sie dank ihrer hervorragenden Musiker viele der angeblichen Spitzenhäuser übertrifft.
Wie Political Correctness als brutale Verlogenheit entlarvbar ist, zeigt das Stück "Der Vorname" des Autorenduos Patellière und Delaporte. Herbert Hiess hat es in den Kammerspielen erlebt.
Alle Jahre wieder ... kommt nicht nur das Christuskind, sondern auch der "Streß", der oft zu Geschenkskäufen in letzter Minute führt. Um Verlegenheitsgaben wie Socken oder Bonbonnieren zu umgehen, hat der EVOLVER-Klassikexperte einige Tips zusammengestellt, die nicht nur eingefleischten Klassikliebhabern Freude bereiten werden.
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