Naked Lunch - Songs for the Exhausted
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Motor/Universal (Ö 2004)
Wie aus dem Nichts tauchen sie mit einem neuen Album aus der Versenkung auf. Der Weg zurück bleibt ihnen dank dieser grandiosen CD definitiv erspart. 17.03.2004
Kärnten darf sich schon seit längerer Zeit rühmen, das Bundesland mit den komischsten Wählern und der höchsten Selbstmordrate zu sein. In einem Land wie Österreich, das sich mit Todessehnsüchten angeblich besonders gut zurechtfindet, darf diese Tatsache nicht hoch genug bewertet werden. Und genau dort, wo sich in den Scheunen unzählige Kälberstricke um Balken ranken, entstand vor 13 Jahren ein Projekt, das 2004 - schon im Sterbebett liegend - wieder in den Himmel gehievt wird. Als quicklebendige Instanz treten Naked Lunch neuerlich in Erscheinung.
"Songs for the Exhausted", das erste Lebenszeichen der Kärntner nach über vier Jahren unheimlicher Stille, ist ein unglaublich impulsives, bewegendes Werk, das man der Gruppe so nicht zutrauen konnte. Und auch nicht durfte. Die 1990 als Grunge-verseuchte und nach dem epochalen Burroughs-Roman benannte Garagenrock-Band durfte in den 90ern auf international anerkannten Rockstar-Status hoffen. In England flogen ihnen die Kritikerherzen zu, was Naked Lunch Vorstellungstermine bei amerikanischen Plattenmogulen eintrug. Inzwischen erprobte man schon einmal das Rockstar-Image, zerstörte in São Paolo Equipment und wurde in London verhaftet. Dem turbulenten Leben wurde jedoch genau in dem Moment ein Ende gesetzt, als man mit der Single "Love Junkies" einen Schritt in Richtung Elektronik gehen wollte und mit dem dazugehörigen Album gleich bei zwei Plattenfirmen floppte. Als die glücklosen Musiker rund um Sänger Oliver Welter dann zum Jahrtausendbeginn ohne Firma und Management dastanden, fanden sie mit Motor Music nach einer langen, schmerzvollen Suche einen Abnehmer für ihr sechstes Album "Songs for the Exhausted".
Neben kunstvoll gestalteten Sound-Gewändern ziert vor allem melancholischer Pop mit gut portionierten elektronischen Einschüben das äußere Erscheinungsbild der Songs, während die darin versteckte zerbrechliche Morbidität auch in den Texten ihre Berücksichtigung findet: "My heart´s white, I´m crucified, moveless till the day I die. Will it ever stop to hurt, will it ever wash away my pain" heißt es da etwa im Track "King George". Aus den zehn Songs- die in 41 Minuten abgewickelt werden - ragt vor allem der Opener "God" hervor: Die erste Single, die übrigens bereits vor zwei Jahren auf der "FM4 Soundselection Vol. 7" zu finden war, besticht durch brachiale Klanggewalt, erschreckende Lyrik und wunderbare Klavierklänge.
Vielleicht meint es das Schicksal ja diesmal gut mit den Kärntnern. Auf die Frage eines ORF-Reporters, wieso man den Albumtitel - zu deutsch: "Lieder für die Erschöpften" - gewählt habe, antwortete Sänger Oliver Welter: "Wir haben die Schnauze voll. Als Punkband hätten wir unser Album direkt nach unserer Gefühlswelt benennen können. Wir versuchten aber, es ein bißchen lyrischer zu umschreiben."
Also: Immer, wenn man meint, es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her. Und Totgesagte leben bekanntlich sowieso am längsten.
Naked Lunch - Songs for the Exhausted
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Motor/Universal (Ö 2004)
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