Maxïmo Park - Our Earthly Pleasures
ØØØØ 1/2
Warp/edel (GB 2007)
Das zweite Album der jungen Herren aus Newcastle bestätigt auf eindrucksvolle Art und Weise, was wir schon länger geahnt haben: Paul Smiths Band ist der derzeit beste britische Pop-Export. 30.03.2007
Maxïmo Park haben das geschafft, woran viele andere Nachwuchs-Bands scheitern: die gefürchtete zweite Platte besser und aufregender zu machen als den Vorgänger. Das liegt zunächst einmal daran, daß "Our Earthly Pleasures" deutlich geradliniger und härter klingt als ihr Debüt "A Certain Trigger". Die Verantwortung dafür trägt ihr neuer Produzent Gil Norton, der auch schon Bands wie den Foo Fighters oder den Pixies zu ersten Höhenflügen verhalf. Nicht, daß Maxïmo Park Hilfe von außen notwendig hätten - immerhin brachte es ihr Erstlingswerk zu vier Single-Auskopplungen mit vier UK-Top-Twenty-Plazierungen. Das schaffen nicht einmal von den Medien übermäßig gehypete Zeitgenossen wie Franz Ferdinand oder Bloc Party. Trotzdem wollte Paul Smith, der charismatische Frontman der Band, keine Neuauflage des ersten Albums.
Noch nie hat eine der Post-New-Wave-Formationen derart genußvoll im englischen Pop-Gemüsegarten der Altvorderen gewühlt. Beim Hören von "Our Earthly Pleasures" kommen einem unweigerlich einige "Klassiker" in den Sinn. So erinnert etwa "Our Velocity" an längst vergessene Hits von XTC, der beschwingte Song "The Unshockable" an die unverwüstlichen Dexys Midnight Runners, und der Refrain von "Books From Boxes" könnte gar aus der Feder von Michael Stipe stammen.
Paul Smiths eigener Einschätzung zufolge liegt "Our Earthly Pleasures" irgendwo zwischen den Smiths und den Smashing Pumpkins. Angesichts der klassisch (also brutal) gespielten Rhythmusgitarre läßt sich die Seelenverwandtschaft zu den Smiths zwar nachvollziehen; mit den Pumpkins und Billy Corgans eingeschränkter Harmonielehre haben Maxïmo Park aber gar nichts gemein. Man höre sich nur einmal "Your Urge" an: Hier werden ungefähr so viele Harmoniewechsel aneinandergereiht, wie auf der gesamten Pumpkins-CD "Mellon Collie" enthalten sind - von den glaubhaft dargebotenen Stimmungsschwankungen des Sängers ganz zu schweigen. "Your Urge" ist der geometrische Prototyp eines Maxïmo-Park-Songs und sicherlich einer der Höhepunkte des neuen Œuvres.
Das alles wäre an sich noch nichts Neues, da der popkulturelle Eklektizismus schon ihren Erstling begleitet hat. Neu ist aber der renovierte Sound von Maxïmo Park. Keyboarder Wooller stellt sich öfter in den Vordergrund (gehackte Hammond-Orgel etwa auf "A Fortnight´s Time"), und die Songs klingen besser strukturiert und auch beherrschter, was Tempi- oder Harmoniewechsel anbelangt. Auch Smiths Gesang hat sich etwas gewandelt; er verzichtet weitgehend auf seinen Newcastle-Dialekt, was auch nicht-nativen Anglophilen zugute kommt.
Doch was Maxïmo Park wirklich über all die anderen Epigonen erhebt, ist ihr perfektes gemeinsames Spiel. Gitarrist Duncan Llyods virtuoses Wechselbad zwischen pointierter Rhythmik und nach oben strebenden Akkordfolgen, konterkariert durch Lukas Woollers teppichartige Keyboard-Cluster, ergeben einen intensiven Hörgenuß, dem man sich als Liebhaber intelligenten Britpops nicht entziehen kann. Als ob das noch nicht genug wäre, schreibt Paul Smith obendrein auch noch griffige Texte. Seine Lyrics behandeln unser Alltagsleben, romantisch und - wie es sich gehört - gelegentlich sentimental.
Überhaupt sei festgehalten, daß Smiths markant-maskuliner Gesang eine wahrlich wohltuende Abwechslung zu den in den vergangenen Jahren (vor allem bei der weiblichen Zuhörerschaft) immer beliebter gewordenen britischen Heulsusen - wie Coldplay, Blunt und dem besonders unerträglichen Mika - bietet. Maxïmo Park schöpfen ihre Kraft nicht nur aus der langen Tradition englischer Popmusik, sondern auch aus ihrer eigenen musikalischen Inspiration.
Ausgestattet mit dem Elan ihrer Jugend, wird die in unzähligen Live-Einsätzen kampferprobte Band am 13. 4. im Wiener WUK die Bühne stürmen. Besondere Empfehlung.
Maxïmo Park - Our Earthly Pleasures
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Warp/edel (GB 2007)
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