Jaques Offenbach - Offenbach Romantique
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Universal (D 2007)
Jérôme Pernoo, Cello
Les Musiciens du Louvre/Marc Minkowski
Der französische Taktstockschwinger revitalisiert die Werke seines Landsmanns und rettet sie aus dem Sumpf von Pensionistenradio und billiger Zirkusmusik. 08.02.2007
Eine der Kindheitserinnerungen des Autors dieser Zeilen ist ein Zirkusbesuch mit der Großmutter, bei dem die Kapelle ununterbrochen den Cancan aus "Orpheus in der Unterwelt" gedudelt hat, sodaß man am Schluß schon zu der Melodie mitgeklatscht und -gestampft hat.
Bis heute hat Jaques Offenbach damit zu kämpfen, daß seine Musik über die Jahrzehnte hinweg zu Tode bearbeitet und arrangiert wurde oder auf dem Niveau des "Wunschkonzerts" bei Radio Burgenland vorgetragen wurde. Einspielungen seiner Operetten oder der Konzertmusik auf höchstem Niveau sind seltene Ausnahmen - zum Beispiel mit Michel Plasson, Lorin Maazel, Leonard Bernstein, Sir Georg Solti.
Eine wahrhafte Ehrenrettung gelingt dafür dem 1962 in Paris geborenen Marc Minkowski. Der Dirigent, der als Fagottist in diversen Ensembles begann, gründete 1982 Les Musiciens du Louvre. Dieses Originalklang-Ensemble spielte bisher zahlreiche phantastische Aufnahmen ein; hauptsächlich barocke konzertante Musik und Opern. Dann folgte eine Zeitreise hin zur französischen Romantik. Hier gelang Minkowski eine grandiose Aufnahme der "Symphonie Fantastique" von Hector Berlioz. Minkowski begann gleichzeitig, sich Jaques Offenbach anzunähern und entwickelte eine große Liebe zu dem französischen Meisterkomponisten, die durchaus akustisch mitzuerleben ist.
Unter dem Titel "Offenbach Romantique" bringt die Universal in der Reihe "Archiv Produktion" eine CD mit wichtigen konzertanten Stücken heraus - angefangen von der Ouvertüre zu "Orphée aux enfers" über das Cellokonzert "Concerto militaire" bis hin zu den Ballettmusiken "Les Fées du Rhín" und "Ballet des Flocons de neige". Wer bei der Orpheus-Ouvertüre die Standardversion erwartet, wird sehr überrascht sein. Minkowski nimmt hier eine andere Version, die mit den Cancans aus "Orpheus" und "Pariser Leben" endet.
Das Cellokonzert wird von dem großartigen Cellisten Jérôme Pernoo interpretiert, der auch schon Wien-Auftritte absolviert hat. Das Konzert ist ein mitreißendes Stück, bei dem das Cello mit einem vollen Orchester spielt. In dieser Aufnahme wird die Version in voller Länge verwendet, die 43 Minuten dauert. Aber auch "Wunschkonzert"-Fans werden nicht enttäuscht sein: Die Ouvertüre zum "Rheinnixen"-Ballet ist nichts anderes als die Barcarole aus "Hoffmanns Erzählungen".
Minkowski hat auch bei Virgin/EMI ganze Offenbach-Operetten eingespielt. Neben der "Großherzogin von Gerolstein" sei an dieser Stelle unbedingt "Orpheus in der Unterwelt" empfohlen. Hier brillieren die unvergleichlichen Sopranistinnen Natalie Dessey als Eurydice und die schon in Wien für Furore sorgende Patricia Petibon. Minkowski ist hier wieder voll in seinem Element; er bringt Offenbach kammermusikalisch tiefgängigst - und das macht einfach große Freude.
Jaques Offenbach - Offenbach Romantique
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Universal (D 2007)
Jérôme Pernoo, Cello
Les Musiciens du Louvre/Marc Minkowski
Jaques Offenbach - Orphée aux Enfers
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EMI Classics (D 1998)
Natalie Dessay, Patricia Petibon, Véronique Gens u. a.
Choeur et Orchestre de l´Opéra de Lyon, Orchestre de Chambre de Grenoble/Marc Minkowski
Hören darf man heuer auch ganz ohne Maske. Grund genug für den EVOLVER-Klassikexperten Herbert Hiess, seine Musiktips für die Weihnachtszeit unter den virtuellen Christbaum zu legen.
Nicht nur Thomas Angyan, der zukünftige Ex-Chef des Wiener Musikvereins, hätte sich den Abschluß seiner Karriere - ebenso wie Staatsoperndirektor Dominique Meyer - anders vorgestellt. Wie so viele Kulturschaffende gingen beide der angeblichen Pandemie in die Falle.
Wer Rudolf Buchbinder ist, braucht man eigentlich niemandem mehr zu erklären. Der sich im 74. Lebensjahr befindende Star-Pianist ist in Kulturkreisen weltweit ein Begriff - und vor allem in Sachen Beethoven eine Kapazität, an der man nicht vorbeigehen kann und darf.
Pech oder Schicksal - wie auch immer man es bezeichnen mag: Daß die großartige Berliner "Carmen" schon nach der zweiten Aufführung von Amts wegen gestoppt werden musste, hätte sich niemand gedacht. Jetzt kann man sie wohl einige Zeit nur als Stream oder Aufzeichnung betrachten. Die Staatsoper unter den Linden zeigt mit ihr jedenfalls, daß sie dank ihrer hervorragenden Musiker viele der angeblichen Spitzenhäuser übertrifft.
Wie Political Correctness als brutale Verlogenheit entlarvbar ist, zeigt das Stück "Der Vorname" des Autorenduos Patellière und Delaporte. Herbert Hiess hat es in den Kammerspielen erlebt.
Alle Jahre wieder ... kommt nicht nur das Christuskind, sondern auch der "Streß", der oft zu Geschenkskäufen in letzter Minute führt. Um Verlegenheitsgaben wie Socken oder Bonbonnieren zu umgehen, hat der EVOLVER-Klassikexperte einige Tips zusammengestellt, die nicht nur eingefleischten Klassikliebhabern Freude bereiten werden.
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