Lykke Li - Youth Novels
ØØØØ
Eastwest/Warner (Schweden 2008)
Die 23jährige Schwedin verführt mit Rehaugen, Zuckerwattestimme und dem Etwas-anders-sein. Ihr Debütalbum kann weder den Vergleich mit Feist noch mit Björk abschütteln, hat sich aber eindringlich und wimpernklimpernd in unsere Köpfe geschlichen. 18.12.2009
Oh thunder in my heart!
Auf der Bühne und bei Interviews ist die zarte Schwedin ein Wirbelwind. Sie tanzt, hüpft und zwinkert. Doch im "echten Leben" sei sie sehr schüchtern, sagt sie. Lykke Li heißt eigentlich Lykke Li Timotej Zachrisson, und ihr Name klingt wie eine Spielerei mit dem norwegischen Wort "lykkelig" = glücklich. Schon früh bereiste sie die Welt, ein Freiheitsdrang hat sie getrieben und die Gewißheit, etwas mit Kunst machen zu müssen. "Das Leben ist ein Mysterium, dem man mit Kunst am ehesten nahekommt."
These razors cutting sharp, it leaves my with an ever bleeding scar.
Auf ihrem Debütalbum "Youth Novels" geht sie dem Mysterium Leben auf die Spur. Beim erstmaligen Hören klingt die CD nach oft gehörtem "mädchenhaftem" Pop mit etwas seltsam anmutenden, neuen Melodien. Doch man läßt sich ein - auf Lis Musik, ihre zarte Feenstimme und die Seifenblasenatmosphäre. Das Album arbeitet sowohl mit Synthesizer- als auch mit experimentierfreudigem Instrumenteneinsatz. Man hört Pauken, Cembalo, Trompeten und die Triangel. Darüber gezuckert erklingt die gehauchte und im Studio von Produzent Björn Yttling mit Hall vervielfältigte Stimme Lis. Das Album ist nicht in Tracks, sondern in "Chapters" aufgeteilt. Kapitel eines Jugendwerkes.
So soft. So suddenly.
Auf den "Youth Novels" finden sich Lieder wie ein Himbeer-Soufflé, fragil und süß. "Everybody But Me" erzählt vom Anderssein, hell und bunt wie ein Ringelspiel, in "Time Flies" flüstert und summt Lykke Li begleitet von Keyboard über die Liebe. "Tonight" geht ins Ohr und setzt sich da fest, verspricht Kopfkinogarantie und klingt nach einem Sonntagmorgen, unter warmen Decken auf den Sonnenaufgang wartend. "Little Bit", der größte Ohrwurm der Platte, bringt die Zehen zum Im-Takt-wippen und einen selbst zum Mitsummen. "The Trumpet In My Head" kommt düster und moll-lastig daher, Lis Stimmchen läßt das Singen und Summen, sie spricht: "And you say you can´t stand me when I´m quiet, and so I shot you with my silence." So gar nicht leise ist das fröhliche, dritte Chapter des Albums: "I´m Good, I´m Gone" - verzerrte Stimme, Klatschen, eingängige Melodie und pointierter Text. Chapter 8 ist "Hanging High", ein federleichter Song über alles Schwere.
So that I can not breathe. I´m drawn into a circle painted black.
Lykke Lis Songs sind Kunstwerke, doch nicht artifiziell. Lykke Li ist eine Selbstdarstellerin, doch nicht zu aufdringlich. Sie schafft gekonnt den Balanceakt zwischen süßem Mädchengesang und aufgesetzter Künstlerattitüde.
Oh I´m hanging high. Oh won´t you let me down. Back where I started at. You know I´m a little lost.
Ihre Songs harmonieren mit ihrer Malerei, ihren großen Augen, den kreativen Videos und ihrem Auftreten in der Öffentlichkeit. Doch die Musik kann auch für sich allein stehen, ohne die Lebensgeschichte der jungen Künstlerin, als verträumtes, überraschendes, surreales, pastellfarbiges, intensives und neuartiges Wunderland.
And when it hurts the most, I´ll push a little more. I´m back where I started at. You know I´m a little lost.
(Anm. der Autorin: Die kursiv geschriebenen Textteile entstammen "Hanging High".)
Die 23jährige Schwedin verführt mit Rehaugen, Zuckerwattestimme und dem Etwas-anders-sein. Ihr Debütalbum kann weder den Vergleich mit Feist noch mit Björk abschütteln, hat sich aber eindringlich und wimpernklimpernd in unsere Köpfe geschlichen.
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