Ludwig van Beethoven - Symphonie Nr. IX in d-Moll
ØØ
Solisten: Measha Brueggergosman, Kelley O'Connor, Frank Lopardo, René Pape
The Cleveland Orchestra Chorus/Robert Porco
The Cleveland Orchestra/Franz Welser-Möst
Beethovens wohl berühmteste Symphonie als Prüfstein für Orchester und Dirigenten wird "unserem" designierten Musikdirektor Franz Welser-Möst zum Verhängnis. So orchestral und aufnahmetechnisch perfekt die CD klingt, so belanglos ist das Resultat. Dermaßen kaltschnäuzig hat eigentlich noch kein Dirigent das Werk verunstaltet. 21.11.2007
Beethovens Neunte, deren letzter Satz mit Schillers Ode "An die Freude" sogar als Europa-Hymne mißbraucht wird (beide würden angesichts der EU wohl im Grabe rotieren), ist nicht zuletzt wegen dieses aufgesetzten vierten Satzes eine Art Gassenhauer. Aber nicht nur der ist weithin bekannt - auch an das Scherzo erinnern sich noch viele Filmfreunde, wegen seiner Verwendung in "Clockwork Orange".
Nicht nur deswegen ist es besonders traurig, wie mißlungen dem Dirigenten Franz Welser-Möst die Aufnahme des berühmten Werks ist. Als Live-Mitschnitt aus dem Jahre 2007 ist die CD sein Entree bei der Deutschen Grammophon. Welser-Möst ist seit fünf Saisonen Chefdirigent des Cleveland Orchestra - und nach den Vorgängern George Szell, Lorin Maazel und Christoph von Dohnany der wohl unprofilierteste Chef des Weltklasseorchesters. Man kann ihm nicht absprechen, daß er zumindest in der orchestralen Perfektion das Niveau gehalten hat, doch das musikalische und künstlerische Ergebnis dieser Einstiegs-CD in eine langfristig avisierte Partnerschaft ist halt denkbar gering.
Angefangen mit dem ersten Satz, der brutal durchgepeitscht wird - im klassischen Sinne Tempo halten ist zwar gut und schön; wenn diese gut 15 Minuten aber ohne irgendwelche Höhepunkte durchexerziert werden, ist das doch recht fad. Wehmütig denkt man an Leonard Bernstein, Herbert von Karajan oder Carlo Maria Giulini zurück, die allein diesen Satz in der Durchführung in einer gewaltigen Klangorgie münden ließen. Am besten ist Welser-Möst (und vor allem dem Orchester) noch der virtuose zweite Satz gelungen, obwohl man sich auch hier mehr Subtilität und Skurrilität gewünscht hätte.
Total mißlungen ist dafür der dritte Satz ("Adagio molto e cantabile"), der nicht unwesentlich länger als der zweite geworden ist. Bernstein und Giulini machten ihn einst in fast mahlerischer Breite zu einem musikalischen Erlebnis - über Welser-Möst hingehen kann man sich nur mehr ärgern und ist letztlich froh, wenn die (ereignislose) knappe Viertelstunde endlich vorbei ist. Ärgerlich sind dann im vierten Satz auch die Kontrabässe, die das Rezitativ verwaschen "herumschmieren". Dann kommt aber wenigstens René Pape, der auch der mit Abstand beste Solist der Aufnahme ist. Measha Brueggergosman, die mit der vorliegenden CD ebenfalls ihren Einstieg in das gelbe Label hat und von der Plattenfirma massiv aufgebaut werden soll, muß leider auf noch eine Chance warten. So schwierig die Sopranpartie in dem Chorsatz ist, so undankbar ist sie für die Ausführende. Leider klingt ihre Stimme hier total schrill und unflexibel - aber da muß man der Dame wohl noch eine Gelegenheit geben. Frank Lopardos eigentlich schönes Organ geht in der Stretta mit Schlagwerk und Chor mit fliegenden Fahnen unter. Und das rasante Tempo des Herrn Maestro ist auch nicht gerade förderlich ...
So ist also das Debüt des Herrn Welser-Möst bei der DG nicht wirklich geglückt, was aber seinem Erfolg sicher keinen Abbruch tun wird. Der gelernte Österreicher und gewisse anbiedernde Feuilletonisten werden sich natürlich auch da überschlagen und dem Herrn Generalmusikdirektor Rosen und Lorbeer zuhauf streuen. Ecte Musikfreunde üben jedoch lieber Zurückhaltung.
Ludwig van Beethoven - Symphonie Nr. IX in d-Moll
ØØ
Solisten: Measha Brueggergosman, Kelley O'Connor, Frank Lopardo, René Pape
The Cleveland Orchestra Chorus/Robert Porco
The Cleveland Orchestra/Franz Welser-Möst
Hören darf man heuer auch ganz ohne Maske. Grund genug für den EVOLVER-Klassikexperten Herbert Hiess, seine Musiktips für die Weihnachtszeit unter den virtuellen Christbaum zu legen.
Nicht nur Thomas Angyan, der zukünftige Ex-Chef des Wiener Musikvereins, hätte sich den Abschluß seiner Karriere - ebenso wie Staatsoperndirektor Dominique Meyer - anders vorgestellt. Wie so viele Kulturschaffende gingen beide der angeblichen Pandemie in die Falle.
Wer Rudolf Buchbinder ist, braucht man eigentlich niemandem mehr zu erklären. Der sich im 74. Lebensjahr befindende Star-Pianist ist in Kulturkreisen weltweit ein Begriff - und vor allem in Sachen Beethoven eine Kapazität, an der man nicht vorbeigehen kann und darf.
Pech oder Schicksal - wie auch immer man es bezeichnen mag: Daß die großartige Berliner "Carmen" schon nach der zweiten Aufführung von Amts wegen gestoppt werden musste, hätte sich niemand gedacht. Jetzt kann man sie wohl einige Zeit nur als Stream oder Aufzeichnung betrachten. Die Staatsoper unter den Linden zeigt mit ihr jedenfalls, daß sie dank ihrer hervorragenden Musiker viele der angeblichen Spitzenhäuser übertrifft.
Wie Political Correctness als brutale Verlogenheit entlarvbar ist, zeigt das Stück "Der Vorname" des Autorenduos Patellière und Delaporte. Herbert Hiess hat es in den Kammerspielen erlebt.
Alle Jahre wieder ... kommt nicht nur das Christuskind, sondern auch der "Streß", der oft zu Geschenkskäufen in letzter Minute führt. Um Verlegenheitsgaben wie Socken oder Bonbonnieren zu umgehen, hat der EVOLVER-Klassikexperte einige Tips zusammengestellt, die nicht nur eingefleischten Klassikliebhabern Freude bereiten werden.
Kommentare_