Musik_Lockjaw - Arrive & Escape

German School of Rock

Wenn man anhand des nichtssagenden Covers eine weitere Langweiler-Standard-Rockband erwartet, liegt man bei diesen Deutschen völlig daneben: sie wissen genau, was sie tun.    01.11.2004

Nennt es Screamo, wir nennen es Indie und Emo - und stellen überrascht fest, daß sogar aus Deutschland eine Band kommen kann, die a) rockt wie Sau, b) ihre Instrumente im Griff hat und C) Songs schreiben kann, die kleben bleiben. Das hastlose "Scared" läßt gleich zu Beginn aufhorchen und spätestens bei "Fire in the Underground" hat einen wieder diese bestimmte Stimmung gefangen, die sonst nur ganz wenige erzeugen können: At The Drive-In zum Beispiel.

Der nächste Vorteil dieses Albums wird nach einigem Genuß spürbar. Es verkörpert zum einen stilistisch die moderne Seite des Rock, wirkt aber gleichzeitig nie zu glatt oder steril, sondern im Gegenteil immer etwas dreckig und ein klein wenig unsauber aufgenommen, was der Atmosphäre den letzten Schliff verleiht. Die beabsichtigte Botschaft, die noch dazu wirklich ankommt: Wir haben es hier mit einer ehrlichen und hart arbeitenden Band zu tun.

Zwar lassen Lockjaw im Mittelteil von "Arrive & Escape" ein klein wenig nach, was auch verhindert, daß man ihre Platte als ganz großen Wurf einordnen könnte (hier fehlten wohl im Endeffekt die weiteren Volltreffer, um das Album aufzufüllen) - doch der durchwegs positive Gesamteindruck kann angesichts der gegen Ende nochmal perfekt sitzenden Songs wie "..." schwer wieder zerstört werden.

Lockjaw katapultieren sich mit ihrem Album in die Liga der deutschen Alternative-Bands, die als wirklich hörenswert durchgehen können (und das sind kaum mehr als ein paar Handvoll). Falls jemand nach Referenzen fragt, der behauptet, von solcher Musik Ahnung zu haben: die deutsche Antwort auf Billy Talent.

Sebastian Baumer

Lockjaw - Arrive & Escape

ØØØØ


Netmusic/Rough Trade (D 2004)

 

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