Leonard Cohen - Dear Heather
ØØØ
Sony (USA 2004)
Mit siebzig reißt der poetische Songwriter noch einmal das Ruder herum und übernimmt selbst die Instrumentierung seiner neuen CD. 08.12.2004
"Ten New Songs" war Cohens Comeback-Album nach Jahren des Rückzugs aus dem Musikbusineß. Und es war eine von vielen Kritikern eher dürftig bewertete Pop-Platte, erzeugte sie doch die für Cohen so typische entspannte Stimmung, die man von seinen früheren Arbeiten her kennt.
"Dear Heather" entstand völlig anders als der Vorgänger: Sharon Robinson, die für fast alle Arrangements auf dem letzten Album verantwortlich zeichnete, durfte diesmal nur an wenige Tracks Hand anlegen. Und so dominieren diesmal eine Menge akustische Instrumente den Sound - und nicht wie letztens hauptsächlich Keyboards.
Daß er oftmals gesagt habe, Frauen seien ein faszinierendes Mysterium, habe ihm das Wohlwollen vieler Damen bis ins hohe Alter eingebracht, behauptete Cohen kürzlich in einem Interview. Und tatsächlich ist es das andere Geschlecht, das Cohens Songs bis heute dominiert. Abgesehen davon erzählt auch er von seinem Umgang mit dem Terror des 11. September, allerdings nicht, wie so viele seiner Kollegen, anklagend und weinerlich, sondern mit der für ihn typischen Ironie und Distanziertheit.
"Dear Heather" schließt durch seine differenzierte Instrumentierung vielleicht direkter an Cohens früheres Werk an als "Ten New Songs", doch manchmal bricht genau sie dem Album das Genick, nämlich zum Beispiel im Falle des Titel-Songs, in dem Cohen eine Frau besingt und sich dabei von einer quälend-leiernden Blindenorgel begleiten läßt. Selbstironie oder einfach Geschmacksverwirrung? Die Antwort bleibt wohl jedem Hörer selbst überlassen.
Vielleicht sollte jemand Rick Rubin kontaktieren, jenen amerikanischen Rock-Produzenten, der schon dem großen Johnny Cash zu einem würdevollen Alterswerk verholfen hat. Oder Cohen sollte einfach die ihn umgebenden Musikerinnen kübeln, deren Stimmen den simplen Songs oft den Touch des Kitschigen verleihen. Auf jeden Fall wäre eine etwas weniger süßliche Platte eine angenehme Abwechslung im Alterswerk dieses bedeutenden Poeten und Musikers.
Leonard Cohen - Dear Heather
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Sony (USA 2004)
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