Rileggendo Brahms (Rereading Brahms)
ØØØØ 1/2
The Complete Symphonies
Johannes Brahms: Symphonien 1-4
Orchestra della Svizzera italiana/Markus Poschner
Live vom Theatro LAC (Lugano Arte e Cultura)
DVD-Box
Sony Classical (D 2017)
Bei den Medien des Klassiksektors wird es immer schwieriger, die Spreu vom Weizen zu trennen - viele der mit Riesenaufwand propagierten "Sensationen" stellen sich letztlich nur als mäßig interessante Eintagsfliegen heraus. Deshalb hat der EVOLVER-Klassikexperte eine sehr persönliche Zusammenstellung seiner aktuellen Favoriten getroffen, die im Gedächtnis bleiben. 10.03.2017
In Bild und Ton gibt es eine Neuauflage aller vier Brahms-Symphonien mit dem Orchestra della Svizzera Italiana unter dem sympathischen deutschen Dirigenten Markus Poschner. Das Orchester, das unlängst gerade noch aus einer großen Krise gerettet wurde, ist ebenso sympathisch - aber leider kein Spitzenensemble. Und gerade bei Brahms wird der Markt geradezu von hervorragenden Aufnahmen überschwemmt. Wenn man aufgrund des Titels Rereading Brahms eine ganz neue Lesart der großartigen Werke erwartet, wird man herb enttäuscht sein. Das Ergebnis ist "nur" eine wunderschöne und gediegene Produktion der Symphonien, aber keine echte Offenbarung. Aufgrund der schönen Optik des Videos und der guten musikalischen Leistungen hat die Produktion jedoch zumindest Sammlerwert.
Opernmäßig hat Warner eine Wiederauflage der ewig gültigen Gesamtaufnahme von Debussys Pélleas et Mélisande unter Herbert von Karajan zu bieten; diese ist allein wegen der großartigen Sänger (Frederica von Stande, Ruggero Raimondi usw.) und der einzigartigen Klangregie des Maestros niemals zu überbieten. Das feine Klein-Label Alpha Records liefert Mozarts La Clemenza di Tito unter dem allzu unterschätzten Jeremie Rhorer, der hier meisterlich dirigiert. Der exzellente Kurt Streit singt und spielt hier vokal den römischen Kaiser Titus. Ein opernhaftes Projekt startet der italienische Maestro Riccardo Chailly mit seinem Orchester der Mailänder Scala. Exzellent führen die Musiker mitreißende Ouvertüren, Vorspiele und Intermezzi aus öfters gespielten Werken des Mailänder Opernhauses vor. Diese Aufnahme macht geradezu Lust auf weitere Produktionen und Aufnahmen des großartigen Dirigenten.
Die schwarze Diva Grace Bumbry feierte im Jänner 2017 ihren 80. Geburtstag, und die Musikfreunde können zumindestens akustisch mitfeiern. In einer schönen 7-CD-Box brachte die Deutsche Grammophon die besten Leistungen der wunderbaren Sängerin heraus. In der Box befindet sich auch die DVD der Carmen unter Herbert von Karajan, die sowieso unsterblich geworden ist. Ein Edelstein in der Box ist die Scheibe "Just Like A Woman", auf der Grace Bumbry hervorragend zeigt, wie sie Soul interpretiert. Schon diese CD ist die ganze Sammlung wert.
Ein weiterer Jubilar ist der italienische Pianist Maurizio Pollini, der im Jänner seinen 75. Geburtstag feierte. Dies nahm die Deutsche Grammophon zum Anlaß, seine Interpretation des späten Chopin herauszubringen. Fazit: grandios!
Auch die (bayrischen) Orchesterlabels waren aktiv: Das Symphonieorchester des Bayrischen Rundfunks brachte Richard Strauss´ Alpensinfonie und Mahlers 9. Symphonie unter seinem Chef Mariss Jansons sowie und Mahlers 3. unter Bernard Haitink heraus. Der niederländische Maestro Haitink wird am 4. März 2017 88 Jahre alt und beweist hier wieder einmal, daß er weit jüngere Taktschläger locker ins Abseits stellen kann. Er liefert eine traumhafte Interpretation von Mahlers alpenländisch geprägter 3. Symphonie.
Ein Traum ist auch der bei Warner erschienene Mitschnitt der Richard-Strauss-Tondichtungen Don Juan und Ein Heldenleben mit den Münchner Philharmonikern unter ihrem Chef Valery Gergiev. Der russische Maestro ist sowieso ein Garant für hochmusikalische, äußerst dynamische und interessante Aufführungen. Mit diesem Mitschnitt ist ihm aber eine absolut einzigartige Produktion für die Nachwelt gelungen, die regelrecht Kult-Charakter hat und haben wird. Der "Don Juan" ist an sich schon interessant, doch das "Heldenleben" hat praktisch "Tränen-Garantie" So berührend, mitreißend und gefühlvoll (mit einem einzigartigen Violinsolo) hat man das Spätwerk des bayrischen Komponisten schon lange nicht mehr gehört.
Rileggendo Brahms (Rereading Brahms)
ØØØØ 1/2
The Complete Symphonies
Johannes Brahms: Symphonien 1-4
Orchestra della Svizzera italiana/Markus Poschner
Live vom Theatro LAC (Lugano Arte e Cultura)
DVD-Box
Sony Classical (D 2017)
Overtures, Preludes & Intermezzi
ØØØØØ
Scala-Projekt mit Riccardo Chailly
div. Komponisten: Ouvertüren, Vorspiele und Intermezzi
Filarmonica della Scala/Riccardo Chailly
Decca/Universal (D 2017)
La Clemenza di Tito
ØØØØØ
Opera Seria in zwei Akten
Kurt Streit, Karina Gauvin, Julie Fuchs u. a.
Ensemble Aedes
Le Cercle de l´Harmonie/Jérémie Rhorer
Alpha Records (Outhere) (D 2017)
Eine Alpensinfonie/Tod und Verklärung
ØØØØØ
Live-Mitschnitt aus München
Richard Strauss: Eine Alpensinfonie/Tod und Verklärung
Symphonieorchester des Bayrischen Rundfunks/Mariss Jansons
BR-Label (D 2017)
Mahler - 3. Symphonie
ØØØØØ
Live aus München
Gustav Mahler: 3. Symphonie in d-moll
Gerhild Romberger, Mezzosopran
Augsburger Domsingknaben
Frauenchor und Symphonieorchester des Bayrischen Rundfunks/Bernard Haitin
BR-Label (D 2017)
Mahler - 9. Symphonie
ØØØØØ
Live aus München
Gustav Mahler: 9. Symphonie in D-Dur
Symphonieorchester des Bayrischen Rundfunks/Mariss Jansons
BR-Label (D 2017)
Pelléas et Mélisande
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Oper in fünf Akten von Claude Debussy
Richard Stilwell, Frederica von Stade, José van Dam, Ruggero Raimondi u. a.
Chor der Deutschen Oper Berlin
Berliner Philharmoniker/Herbert von Karajan
Warner (D 1979)
Chopin - Late Works
ØØØØØ
Recital
Frédéric Chopin: Spätwerke (Barcarolle, Mazurken, Nocturnes, Polonaise-Fantasie)
Maurizio Pollini, Klavier
Deutsche Grammophon/Universal (D 2017)
Just Like A Woman
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Grace Bumbry With Love
First Time Ever Soul Record
Grace Bumbry/Dionne Warwick
Deutsche Grammophon/Universal (D 2017)
Don Juan/Ein Heldenleben
ØØØØØ
Tondichtungen
Münchner Philharmoniker/Valery Gergiev
Warner (D 2017)
Hören darf man heuer auch ganz ohne Maske. Grund genug für den EVOLVER-Klassikexperten Herbert Hiess, seine Musiktips für die Weihnachtszeit unter den virtuellen Christbaum zu legen.
Nicht nur Thomas Angyan, der zukünftige Ex-Chef des Wiener Musikvereins, hätte sich den Abschluß seiner Karriere - ebenso wie Staatsoperndirektor Dominique Meyer - anders vorgestellt. Wie so viele Kulturschaffende gingen beide der angeblichen Pandemie in die Falle.
Wer Rudolf Buchbinder ist, braucht man eigentlich niemandem mehr zu erklären. Der sich im 74. Lebensjahr befindende Star-Pianist ist in Kulturkreisen weltweit ein Begriff - und vor allem in Sachen Beethoven eine Kapazität, an der man nicht vorbeigehen kann und darf.
Pech oder Schicksal - wie auch immer man es bezeichnen mag: Daß die großartige Berliner "Carmen" schon nach der zweiten Aufführung von Amts wegen gestoppt werden musste, hätte sich niemand gedacht. Jetzt kann man sie wohl einige Zeit nur als Stream oder Aufzeichnung betrachten. Die Staatsoper unter den Linden zeigt mit ihr jedenfalls, daß sie dank ihrer hervorragenden Musiker viele der angeblichen Spitzenhäuser übertrifft.
Wie Political Correctness als brutale Verlogenheit entlarvbar ist, zeigt das Stück "Der Vorname" des Autorenduos Patellière und Delaporte. Herbert Hiess hat es in den Kammerspielen erlebt.
Alle Jahre wieder ... kommt nicht nur das Christuskind, sondern auch der "Streß", der oft zu Geschenkskäufen in letzter Minute führt. Um Verlegenheitsgaben wie Socken oder Bonbonnieren zu umgehen, hat der EVOLVER-Klassikexperte einige Tips zusammengestellt, die nicht nur eingefleischten Klassikliebhabern Freude bereiten werden.
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